Good News der Woche Diabetes an der Stimme erkennen? - So revolutioniert Künstliche Intelligenz die Gesundheitsbranche

Egal ob als Roboterunterstützung oder als wichtiges Früherkennungstool – Künstliche Intelligenz (KI) bringt das Gesundheitswesen voran. Vor allem bei der Diagnose von Demenz konnten so Fortschritte gemacht werden.

 Künstliche Intelligenzen erkennen Muster im Gehirn und können so schneller Demenz diagnostizieren.

Künstliche Intelligenzen erkennen Muster im Gehirn und können so schneller Demenz diagnostizieren.

Foto: picture alliance / dpa/Andreas Gebert

Auf einem Arzttisch liegen 1000 MRT-Fotos von Gehirnen. Sie sehen fast gleich aus. Das menschliche Auge kann fast keine Unterschiede erkennen. Abgesehen von der Menge an Bildern, die selbst für mehrere Ärzte kaum zu überblicken ist. Dabei geht es um eine wichtige Frage: Bekommen die Patienten, zu denen die Fotos gehören, in Zukunft Demenz oder nicht?

Wo der Mensch an seine Grenzen stößt, können Maschinen aushelfen. Maschinen, die mit künstlichen Intelligenzen arbeiten, die die Fähigkeit haben, mithilfe von Daten zu lernen. In der Gesundheitsbranche forschen Wissenschaftler auf der ganzen Welt daran, KI so einzusetzen, dass sie die Behandlung von Patienten so weit wie möglich verbessern kann. Mit Erfolg.

Krankheiten mithilfe von KI früher erkennen

Der Arzt kann keine 1000 Bilder auswerten, die Künstliche Intelligenz schon. Sowohl Forscher in Leipzig, als auch in München und Heilbronn haben eine KI entwickelt, die Demenz und verschiedene Arten davon viel früher erkennt. Durch die Menge an Daten, mit der die KI „gefüttert“ wird, kann sie Muster in der Gehirnmasse registrieren, die auf eine spätere Demenzerkrankung hinweisen. Das menschliche Auge könnte diese hingegen niemals sehen, erzählt Yasmin Hollenbenders, Hauptautorin der Heilbronner Studie gegenüber dem SWR.

Demenz frühzeitig zu erkennen, sei sehr wichtig, betont Neurologe Dr. Michael Lorrain. Denn dann können Medikamente und Behandlungsmethoden, wie das Gedächtnistraining, den Krankheitsverlauf verzögern. „Wenn die Demenz schon fortgeschritten ist, ist das leider nicht mehr möglich“, sagt Lorrain dem Verein Alzheimer Forschung Initiative.

Diabetes an der Stimme erkennen – neue Apps revolutionieren Gesundheitsbranche

Immer wichtiger wird der Einsatz von KI auch beim Thema Diabetes. Forscher in Kanada haben zuletzt eine App entwickelt, mit der User selbst diagnostizieren können, ob sie zuckerkrank sind. Wie das funktioniert? Nur mithilfe der Stimme. Die Forscher werteten 18.000 Aufnahmen aus und konnten verschiedene Tonhöhen und Intensitäten herausfiltern, die Diabetes-Erkrankte von anderen abheben. Die Wissenschaftler aus Toronto geben an, dass die Vorhersagen bei 89 Prozent der Frauen und 86 Prozent der Männer stimmten.

Generell sind in den vergangenen Jahren immer mehr Gesundheits-Apps mit eingebauter KI auf den Markt gekommen. Dr. Tanja Bratan, Leiterin des Geschäftsfelds Innovationen im Gesundheitssystem beim Frauenhofer Institut, schreibt unter anderem über die App „Mika“, die Krebspatienten unterstützen soll. Dabei gibt die App den Betroffenen auf Grundlage eines digitalen Symptom-Tagebuchs durch eine KI individuelle Tipps im Hinblick auf Ernährung, Bewegung und psychologische Resilienz.

Das scheint den Patienten zu helfen, schreibt Bratan weiter: „Auf der Website der App berichten Nutzende, dass sie sich durch die Nutzung der App mental gestärkt fühlen und dass sie ihren Ärzten und Ärztinnen zielgerichtetere Fragen stellen können.“

Intelligente Maschinen unterstützen bei Operationen

Während an einigen Stellen noch geforscht wird, kommt KI in anderen Bereichen schon seit einiger Zeit unterstützend zum Einsatz. Künstliche Intelligenz vereinfacht beispielsweise das Lasern der Augen und reduziert – entgegen der Erwartung vieler – Risiken. Denn laut Dr. Leonie Troeber, der ärztlichen Leiterin und Operateurin in der Trierer Klinik Smile Eyes, hilft KI schon vorher dabei, mögliche Komplikationen, die während einer OP auftreten könnten, aufzudecken.

Die sogenannten Femtosekundenlaser schaffen es auch, innerhalb weniger Sekunden Fehlsichtigkeiten zu korrigieren und ersetzen dabei die Hand des Arztes. Troeber betont aber, ein Roboter könne „niemals eine Diagnose und Bewertung allein leisten“.

Deshalb setzen Chirurgen in den meisten Fällen auf ein Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine. Am Universitätsklinikum in Schleswig-Holstein, können Operateure Roboter steuern und mit deren Hilfe präzisere Schnitte durchführen. Ein weiterer Vorteil: Die Roboterhände sind steriler als die des Chirurgen – die Gefahr von Infektionen während der Operation sinkt dadurch.

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