Das ganze Jahr über für den Schiffsverkehr da

Damit der Schiffsverkehr auf der Mosel gut funktioniert, sind Fachleute rund um die Uhr im Einsatz. Dazu gehört nicht nur der Betrieb der Schleusen. Auch die Instandhaltung der Wasser wege gehört zu den Aufgaben des Wasser- und Schifffahrtsamts in Trier. Eine Außenstelle davon ist Detzem (Landkreis Trier-Saarburg).

 Durchfahrt, wenn der Morgen graut: Für dieses luxemburgische Schiff bedeutet die Fahrt durch die Schleuse Maßarbeit.

Durchfahrt, wenn der Morgen graut: Für dieses luxemburgische Schiff bedeutet die Fahrt durch die Schleuse Maßarbeit.

Foto: Friedemann Vetter

Es ist ein klarer, sehr kalter Tag. Um acht Uhr morgens ist es noch nicht ganz hell in Detzem. Dennoch wird bereits gearbeitet. Christian Bläske sitzt im Kontrollturm der Staustufe. Hier ist es gut geheizt, von der klirrenden Kälte draußen ist nichts zu spüren. Auf mehreren Monitoren, die oben an der Decke angebracht sind, kann Bläske die Schleuse genau beobachten. Gerade verlässt ein Schiff das Schleusenbecken und fährt weiter in Richtung Trier.

Das nächste Schiff, die Sylvana II, ein luxemburgisches Frachtschiff mit Kohle beladen, wartet bereits vor der Schleusenkammer auf die Einfahrt. Es wird insgesamt etwa 20 Minuten dauern, bis das Schiff die Schleuse passiert haben wird, denn nur mit ihrer Hilfe kann es die unterschiedlichen Wasserniveaus vor und hinter der Kammer überwinden. Das heißt: Die Sylvana liegt vor der Kammer niedriger, im sogenannten Unterwasser der Mosel, und wird in der Schleuse auf die Höhe des Oberwassers gebracht, damit sie ihren Weg überhaupt fortsetzen kann.

Durch die Staustufen und Wehren an der Mosel ist es möglich, den Wasserstand zu regulieren und bei Hoch- oder Niedrigwasser die Schifffahrt länger zu gewährleisten. Anders als beim Rhein, auf dem bei der extrem regenarmen Phase im vergangenen Jahr die Schifffahrt eingestellt werden musste. "Der Rhein ist selbstregulierend", erklärt Alfred Weber, Wasserbaumeister an der Moselschleuse Detzem. An dem großen Strom gibt es keine Wehre und Staustufen.

Doch zurück zur Sylvana II: Bevor das Schiff in die Kammer einfährt, wird das Wasser darin abgelassen. Es sprudelt so lange in den Fluss, bis die Höhe des Unterwassers erreicht ist. Erst dann öffnet sich das Schleusentor und der luxemburgische Frachter kann einfahren.

Jetzt ist Maßarbeit für die Besatzung angesagt, denn das Doppelschiff passt gerade so hinein. Weder vorn, hinten noch an den Seiten bleibt viel Platz. 11,45 Meter ist die Sylvana breit und 170 Meter lang. Die Schleusenkammer hat eine nutzbare Länge von 172 Metern und ist zwölf Meter breit. Die Bemessungsgrundlage für den Bau der 1964 in Betrieb gegangenen Schleuse Detzem lag bei zwei Schiffseinheiten mit je 85 Metern Länge. Heute sind Einzelschiffe bis zu 135 und Schubverbände bis zu 172 Meter lang.

Während andere Schleusen wie etwa Zeltingen ausgebaut werden, muss man in Detzem auf eine solche Erweiterung noch warten.

Große Schubverbände wie die Sylvana können einiges transportieren. 5000 Tonnen hat das Schiff geladen. Bläskes Kollege Alfred Weber rechnet um: Zum Transport der gleichen Last auf der Straße wären 125 40-TonnerLKW nötig. Damit ist der Transport mit dem Schiff deutlich umweltfreund licher und auch kostengünstiger. Ganz kostenfrei ist die Schleusendurchfahrt für die Schiffe jedoch nicht. Je nach Gewicht und Ladung muss eine Abgabe entrichtet werden. Dabei können schon drei- bis vierstellige Summen anfallen.

Mittlerweile hat sich das Untertor hinter dem Schiff geschlossen. Jetzt rauscht am Obertor das Wasser ins Staubecken. Um das genau zu beobachten, muss erst eine Schwimmweste angelegt werden. Das dient der Sicherheit und ist für Gäste ebenso Vorschrift wie für die Mitarbeiter im Außenbezirk Detzem. Ein Blick in die Tiefe zeigt: Das Wasser strömt in das Becken, wird aber durch Betonkörper gebremst. Sonst würde die Belastung für den Schiffskörper zu groß, sagt Weber. Das Wasser im Becken steigt, Stück für Stück wird die Sylvana II angehoben und nähert sich dem Niveau des Oberwassers. Bläske kontrolliert und steuert derweil im Kontrollraum die Schleusentore. Während er auf den oberen Bildschirmen per Video die ganze Anlage überblicken kann, sieht er auf den Monitoren auf seinem Schreibtisch mit Hilfe von Grafiken die Schleusentore und kann sie von hier aus auch öffnen und schließen.

Als das Wasser der Kammer auf dem Niveau des Oberwassers ist, setzt Bläske das Obertor in Gang. Langsam senkt es sich ab. Eine große Seilanlage im Inneren des Gebäudes beim Obertor steuert das Hinablassen des Tors. Es versinkt langsam im Wasser. Erst wenn es so weit gesenkt ist, dass es kein Hindernis mehr für das Schiff darstellt, kann die Sylvana II weiterfahren in Richtung Trier. In etwa drei Stunden wird sie bei der nächsten Schleuse ankommen.

Jetzt ist erst einmal Ruhe an der Detzemer Schleuse. Das nächste Schiff hat die Staustufe in Wintrich verlassen und wird erst rund zwei Stunden später hier eintreffen.

Es müssen sechs Meter Durchfahrtshöhe sein


Wenige Tage zuvor stand die Schleuse ebenso wie alle anderen an der Mosel ganz still. Wegen Hochwassers war die Schifffahrt gesperrt. Ein Pegelstand von acht Metern war erreicht. Grund genug, den Verkehr einzustellen, aber noch kein Grund zur Besorgnis. Erst wenn es noch weiter gestiegen wäre, hätte es Alarm gegeben. Dann hätten weitere Schritte zur Sicherung eingeleitet werden müssen. Doch auch wenn kein Grund zur Besorgnis wegen Überschwemmungen besteht, stoppt die Behörde die Schiffe. "Wir müssen eine Durchfahrts höhe von etwa sechs Metern an den Brücken garantieren", erklärt Weber. Ansonsten könne es zu Unfällen kommen.

Dass es auch bei ausreichender Durchfahrtshöhe zu Unfällen kommen kann, zeigt das Schiff, das an diesem Hochwassertag in Detzem ankert. Nur wenige Tage zuvor, am 3. Januar, war es mit der Brücke in Schweich kollidiert. "Verletzt wurde zum Glück niemand", sagt Weber. Nur ein Auto war über Bord gegangen. Webers Mannschaft gelang es noch am selben Tag, den Wagen zu bergen. Dies ist eine der Auf gaben, die sie erledigen.

Insgesamt 42 Menschen arbeiten beim Außenbezirk Detzem, der zum Wasser- und Schifffahrtsamt Trier gehört. Alfred Weber ist dort als Wasserbaumeister tätig. "So etwas Ähnliches wie Straßenbaumeister", beschreibt er seine Arbeit. Der Außenbezirksleiter Erwin Eichholz, Weber selbst und die übrigen Fachkräfte sind für die Strecke von Leiwen bis nach Trier auf insgesamt knapp 40 Kilometern zuständig. Zu ihren Aufgaben gehören die Unterhaltung der Strecke und Anlagen, Inspektionsaufgaben, Betrieb der Schleusen und Wehre sowie Verkehrssicherungs aufgaben und Gefahren abwehr. Das heiße, dass die Schiffe ohne Hindernis fahren können, sagt Weber.

Vor allem nach Hochwasserphasen ist erhöhte Aufmerksamkeit von seinen Leuten gefordert. Es komme immer wieder zu sogenanntem Geschiebe, das dann entfernt wird, um die ausreichende Wassertiefe weiter zu gewährleisten.

Dafür sind zum Teil Taucher im Einsatz. Auch an diesem bitterkalten Januarmorgen steigt ein Taucher hinab in die Mosel und nutzt damit die Pause zwischen der Sylvana II und dem nachfolgenden Schiff. Die Strecke muss das ganze Jahr über ständig kontrolliert und gegebenenfalls ausgebessert werden. Auch während des Hochwassers nutzte das Personal die Pause, um unter Wasser nach dem Rechten zu sehen.

Für größere Reparaturen wird zwischen dem 12. und dem 19. Juni die Schifffahrt auf der Mosel ganz eingestellt. Dann wird überall gearbeitet, damit auch weiterhin alles glattläuft.

Die Anlage der Staustufe Detzem liegt auf einer Insel im Fluss. Direkt beim Kontrollturm befindet sich das Staubecken. Auf der anderen Seite der Insel sind ein Kraftwerk, das einen anderen Betreiber hat, das Wehr, eine Fischtreppe und eine Schleuse für Sport boote. Diese ist allerdings zurzeit gesperrt. Erst im April geht die Saison für private Motor- und Segelboote los. Für ihre Besitzer ist die Schleusennutzung kostenfrei.

Die Frachtschiffe dagegen sind immer unterwegs. In drei Schichten werden sie abgefertigt, rund um die Uhr. Und damit das möglichst reibungslos klappt, ist Alfred Webers Mannschaft das ganze Jahr im Einsatz.

MOSELSCHLEUSEN IN DEUTSCHLAND



Wasser- und Schifffahrtsamt Trier, Außenbezirk Bernkastel-Kues: Schleuse Zeltingen und Schleuse Wintrich Außenbezirk Detzem: Schleuse Detzem, Schleuse Trier Außenbezirk Wincheringen: Schleuse Grevenmacher/Wellen, Schleuse Stadtbredimus/Palzem Bauhof Trier: Stützpunkt Dillingen Weitere Staustufen an der Mosel in Deutschland: Koblenz, Lehmen, Müden, Fankel, Aldegund. Weitere Staustufen gibt es in Luxemburg und Frankreich.

AUSBILDUNGSBERUFE

 zu Schichtbeginn ist es im Winter noch dunkel draußen. AUf dem Schreibtisch von Christian Bläske zeigen Monitore die Anlage.

zu Schichtbeginn ist es im Winter noch dunkel draußen. AUf dem Schreibtisch von Christian Bläske zeigen Monitore die Anlage.

Foto: Friedemann Vetter
 Von einem Kontrollturm aus wird die Moselschleuse gesteuert.

Von einem Kontrollturm aus wird die Moselschleuse gesteuert.

Foto: Friedemann Vetter



Das Wasser- und Schifffahrtsamt Trier mit seinen Außenbezirken und dem Bauhof ist Ausbildungsstätte für sieben Berufe: - Verwaltungsfachangestell ter Bundesverwaltung - Wasserbauer - Binnenschiffer - Feinwerkmechaniker - Bauzeichner - Vermessungstechniker - Elektroinstallateur

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