Der Konzertmacher

Seit 1984 mischt ein ehemaliger DJ seine Heimatstadt musikalisch auf. Ingo Popp ist mit seiner Firma Popp Betriebsgesellschaft mbH, besser bekannt als Popp Concerts, der mit Abstand größte rein private Konzertveranstalter der Region.

Trier. Manchmal entwickelt gerade eine gewisse Bequemlichkeit ungemeine Schubkraft für Neues. So war es bei Ingo Popp, einem musikbegeisterten jungen Einzelhandelskaufmann, der es Anfang der 1980er Jahre einfach leid war, für fetzige Rock-, Jazz-, Blues- oder Popkonzerte immer halbe Weltreisen in ferne Ballungsräume zu unternehmen. "Ich wollte etwas mehr Pep und Leben nach Trier bringen", erinnert sich der heute fast 50-Jährige, "also habe ich in Locations wie dem Make-up oder Magic selbst als Discjockey aufgelegt und für diese Events in der Stadt plakatiert." Die Discos gibt es längst nicht mehr, und aus den Anfängen als DJ mit Faible für das musikalische Nachtleben ist eine etablierte Konzertagentur mit fünf Beschäftigten geworden. "Ich habe zu jener Zeit eine Marktlücke entdeckt und sie besetzt." Damals habe es auch keine Kollisionen zwischen dem kaufmännischen Job und dem Hobby gegeben: "Als junger Mensch hat man für beides die Kraft. Wenn man älter wird, muss man mit den Energien anders haus halten", sagt Popp.

Die zumeist abendlichen oder nächtlichen Arbeits zeiten sind geblieben. Denn er ist bei fast jedem Konzert zugegen, um zu schauen, wie es läuft, und den auftretenden Künstlern die beste Betreuung zu gewährleisten. "Das ist nach wie vor ein Kick, da habe ich so etwas wie Lampenfieber. Es ist jedes Mal spannend, ob der Funke aufs Publikum überspringt", schildert Popp die Adrenalinzufuhr, die auch nach mehr als 25 Jahren noch zu seiner Arbeit gehört. Geblieben ist zudem die Notwendigkeit, kaufmännisch zu denken - leider, wie der Konzertboss meint, denn die Welt der Zahlen sei nichts, was ihn wirklich fasziniert oder antreibt.

"Sowieso ist die heutige Konzertszene im Vergleich zu früher eine ganz andere. Als ich anfing, war das Lebensgefühl ‚sex, drugs and rockn 'n' roll'. Jetzt geht es wie überall sonst um ‚money, money'", bringt Popp einen gesellschaftlichen Wandel auf den Punkt, der auch vor dem Konzertbusiness nicht haltgemacht hat. Eine feste Bindung an bestimmte Künstler gebe es noch immer, aber: "Was früher ein absoluter Ehrenkodex der Branche war, ist mittlerweile etwas aufgeweicht, heute sind die Beziehungen eher variabel." Auch die legendären Partys nach den Konzerten, die der Musikszene den Ruf ausschweifenden Lebensstils einbrachten, gebe es so gut wie nicht mehr.

"Das ist alles viel nüchterner und disziplinierter geworden", lautet Popps Erfahrung. Spürbar sei, dass die früher blühende Clubszene mit vielen kleinen Veranstaltungsorten den großen Hallen gewichen sei. Aber es sei gut, dass es etwa die Arena Trier oder die Europahalle gibt. "Nur mit entsprechend großem Anklang sind die Stars zu locken." Das Geschäft liche sei für Musiker, Manager und Agenturen wichtiger geworden als das Vergnügen - allerdings nicht für die Fans . "Natürlich habe ich mir meinen Idealismus bewahrt, ohne den geht es nicht. Es ist mir immer noch eine Herzensangelegenheit, tolle Konzerte zu veranstalten, die das Publikum begeistern. Aber ich sehe auch meine Verantwortung für meine Mitarbeiter. Als reines Privatunternehmen ohne öffentliche Zuschüsse für unsere Kulturarbeit sind wir in einer harten Branche unterwegs."

Vom Rock 'n' Roll zu André Rieu



Die in Luxemburg mit öffentlicher Förderung unterstützten Konzertveranstalter stellen nach Popps Auffassung für die Kultur der Großregion eine Wettbewerbsverzerrung dar. Dort können dank Subventionen attraktivere Gagen gezahlt werden, die internationale Top-Acts ins Großherzog tum locken. Kleinere Veranstaltungsorte können sich dort Auftritte ausgefallener Musik stile leisten, ohne ein zu großes Risiko einzugehen. "Da wünsche ich mir mehr Unterstützung der hiesigen Politik, schließlich sind hochkarätige Events wie unsere ein ganz handfester Wirtschaftsfaktor für die Bindung von Fachkräften", sagt er. Nicht zuletzt die starke Konkurrenz hat bei Popp Concerts dazu geführt, dass ein anderes Repertoire als in den Anfangsjahren auf die Bühnen der Region Trier und des Saarlands kommt.

Es legt den Schwerpunkt nicht auf ein junges Nischenpublikum, sondern auf Bewährtes für einen breiten Geschmack. "Wir sind mit Heavy Metal und Punkrock gestartet. Heute ist unser Spektrum breiter, wir setzen unter anderem auch auf bekannte Volksmusik- und Schlagerstars", sagt Popp. Es gelingt ihm aber immer wieder, auch Weltstars wie Katie Melua, Al Jarreau oder Jean Michel Jarre nach Trier zu holen.

Sein eigener, eher ausgefallener Musikgeschmack kommt bei der Auswahl der Künstler mittlerweile weniger zum Tragen. Als Mitgesellschafter der Haag & Popp GmbH ist er Geschäftsführer des Casinos am Kornmarkt - hier ist Spielraum für extravagantere Künstler, Partys und experimentelle Musik- oder Kabarettevents.

Insgesamt schaut er zufrieden auf das Ergebnis seiner Arbeit: "Für eine Stadt mit rund hunderttausend Einwohnern stellen wir ein außerordentliches Programm zusammen", weiß er mit Blick auf andere vergleichbar große Städte.

ZUR PERSON



Ingo Popp ist 49 Jahre alt, gebürtiger Trierer und lebt mit seiner Partnerin in Trier-Süd. Er lernte Einzel handelskaufmann im Möbelsektor, parallel dazu arbeitete er als DJ und Plakatierer. Die Initial zündung für die spätere berufliche Selbstständigkeit lieferte ein Auftritt der Günter Noris Big Band, die ihn als Kind faszinierte. Er ist ein Fan der italienischen Küche, kocht gern und liebt gute Rotweine.

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