Gespür für Gäste und Gastgeber

Schon als Kind lernte die Diplom-Geografin, was Touristen wollen: Sie wuchs in einem Hotel auf. Heute verbindet Sabine Winkhaus- Robert, Chefin der Mosel landtouristik GmbH, die Praxis erfahrung mit modernem Marketing wissen.

 Sabine Winkhaus-Robert in der Brnkasteler Fußgängerzone.

Sabine Winkhaus-Robert in der Brnkasteler Fußgängerzone.

Foto: Christoph Strouvelle

Bernkastel-Kues. Sabine Winkhaus-Robert studierte an der Universität Trier ein Fach, das in den 1980er Jahren noch neu war und den wenig charmanten Namen Angewandte Fremdenverkehrsgeografie trug. Dabei hatte sie schon als Kind miterlebt, dass es im Tourismus darauf ankommt, die Gäste eben nicht wie Fremde zu behandeln. "Meine Eltern hatten aus der familien eigenen Robertmühle im Dhrontal ein Hotel gemacht. Heute ist es das Landhaus Sankt Urban. Wir haben damals regelrecht mit den Gästen gelebt, denn Hotel- und Privattrakt befanden sich unter einem Dach", schildert die Geschäftsführerin der Mosellandtouristik GmbH die Initialzündung für den Wunsch, Gastfreundschaft zum Beruf zu machen - wenn auch nicht als Hotelier. Aus der Erfahrung heraus kannte sie das, was in der Tourismusbranche als Erfolgsrezept gilt: "Im Vordergrund muss stehen, was die Gäste wollen. Erst dann kommt die Frage, was wir touristisch anbieten können. Letztlich ‚verkaufen' wir Emotionen und Erlebnisse."

Das Studium finanzierte die angehende Touristikerin mit praktischer Arbeit im Service eines der damals führenden Restaurants der Region in Longuich. Die Gespräche mit den Besuchern aus ganz Deutschland und den Benelux-Ländern verdeutlichten ihr dabei, dass die Magnetfunktion aus den typischen Reizen einer ganzen Landschaft und nicht nur einzelner Sehenswürdigkeiten resultiert. Sie startete ihre berufliche Laufbahn mit dem Aufbau der Tourist-Info in Treis-Karden, aber: "Als dann die rheinland-pfälzischen Regionalagenturen gegründet wurden, wollte ich für die gesamte Mosel arbeiten." 1991 wurde Winkhaus-Robert Geschäftsführerin der Agentur, die bis heute von öffentlich-rechtlichen Gesellschaftern getragen wird. "Es war echte Pionierarbeit und hat großen Spaß gemacht. Wir haben thematische Schwerpunkte gesetzt und Synergien gesucht, um effektiver für die Mosel zu werben."

Mit einem Kollegen ist die Vernetzung besonders intensiv: Jörn Winkhaus, Chef der Hunsrücker Regionalagentur, ist ihr Ehemann. Sie achtet darauf, eine gute Trennung zwischen Beruf lichem und Privatem zu schaffen, wobei es natürlich immer einen Austausch von Ideen und Erörterungen von Problemen gebe. "Wenn wir beide auf Tourismusmessen sind, treten wir nicht als ‚Doppelpack' auf, denn jeder von uns beiden ist für sein eigenes Gebiet verantwortlich." Eine Konkurrenz um Gästezahlen gebe es weder mit dem Hunsrück noch mit der Eifel. Sie schildert ein freundschaftliches Verhältnis zu den benachbarten Kollegen. "Wettbewerber sind eher andere Weinbaugebiete", erläutert Winkhaus-Robert die Situation. Marketing für eine andere Ferienregion als die Mosel zu machen, kann sie sich kaum vorstellen: "Die müsste schon außergewöhnlich hochwertig und reizvoll sein, um mich mehr zu faszinieren als meine Heimat."

Sie sei ein echter Familienmensch, betont sie. Das Touristiker-Ehepaar besucht in seinen eigenen Ferien gern Landschaften, die ähnlich aufgestellt sind wie Rheinland-Pfalz. "So völlig abschalten können wir in unserem Beruf dann nicht. Aber wenn wir auf Reisen als Gast Inspirationen sammeln können, ist das schließlich nur angenehm." Zwischen Perl (Landkreis Trier-Saarburg) und Koblenz habe sich in den vergangenen Jahren vieles zum Positiven verändert. Vor allem die Offensive zur Servicequalität und der Aufbau der Dachmarke Mosel habe spürbare Effekte gebracht. Das ganze Image der Mosel sei moderner geworden. "Heute haben wir es viel häufiger mit jungen, sportlichen, genuss- und kulturinteressierten Individualisten zu tun. Die haben andere Ansprüche als die Gruppen reisenden, die früher für die Mosel typisch waren." Das Angebot an der Mosel könne sich mittlerweile mit anderen internationalen Reisezielen messen, sagt sie.

Auch wenn bereits vieles erreicht sei und die Pionierphase vorüber, bedeutet das für Winkhaus-Robert noch lange kein Ausruhen auf Lorbeeren. Ihr liegt am Herzen, die großen touristischen Themen wie Wandern, Radwandern oder Wein ständig zu optimieren und effektiver zu kommunizieren. Als passionierter Frischluftfan, der gern den Moselradweg entlang in die Pedale tritt und wandert, erfährt sie selbst, was die Gäste derzeit vor Ort erwartet. "Wir Touristiker können noch deutlicher machen, dass auch die Einheimischen von einer guten touristischen Infrastruktur profitieren. Denn wer hier lebt und arbeitet, nutzt sie in seiner Freizeit ebenso wie die Gäste. Außerdem ist sie ein ganz wichtiger Faktor, um Fachkräfte auch für andere Branchen in die Region zu locken."

In ihrer Position ist Winkhaus-Robert Mittlerin zwischen sehr verschiedenen Sphären: Die Gesellschafter sind nüchterne Verwaltungen mit behördlicher Orientierung, die Hoteliers und Gastronomen zumeist mittelständische und kleine Unternehmen, die Gäste international reiseerfahren und auf ihr eigenes unbeschwertes Urlaubsvergnügen erpicht. "Ich arbeite in einer Sandwich-Position und muss divergierende Vorstellungen zusammenbringen. Das heißt: immer offen sein für Argumente und auseinandersetzungsfähig sein." Einfach ist der Job nicht. Soeben hat der Landkreis Trier-Saarburg seinen Austritt als Gesellschafter der Mosellandtouristik verkündet. "Da ist noch gar nicht absehbar, welche Konsequenzen das hat", räumt sie ein.

ZUR PERSON

Sabine Winkhaus-Robert wurde 1960 geboren. Nach dem Studium der Freizeit- und Tourismusgeografie - früher Angewandte Fremden verkehrsgeografie - leitete sie die Tourist-Info Treis-Karden (Landkreis Cochem-Zell). 1989 über nahm sie Projektarbeit für das gesamte Moselland, seit 1991 ist sie Geschäfts führerin der 1990 ge gründe ten Moselland touristik GmbH. Deren Gesellschafter sind unter anderem Land kreise, Verbands gemeinden und die Weinwerbung Moselwein e.V.

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