Lohnt es sich, die Kraft der Sonne zu nutzen?

Lohnt sich eine Solaranlage auf meinem Dach? Wer sich als Hausbesitzer diese Fragen stellt, findet im Landkreis Bernkastel-Wittlich, dem Kreis Trier-Saarburg und der Stadt Trier Hilfe im sogenannten Solarkataster, einem kostenlosen Online-Service. Die Resonanz auf das Angebot ist gut, sagen die Verantwortlichen.

 Die Energie der Sonne zu nutzen, war schon immer ein Menschheitstraum. Denn bereits ein kleiner Anteil davon kann den Weltenergie bedarf decken. Im Bild die Sonnenoberfläche, auf-genommen vom Satelliten SDO der US-Weltraum-behörde Nasa. Foto: Nasa

Die Energie der Sonne zu nutzen, war schon immer ein Menschheitstraum. Denn bereits ein kleiner Anteil davon kann den Weltenergie bedarf decken. Im Bild die Sonnenoberfläche, auf-genommen vom Satelliten SDO der US-Weltraum-behörde Nasa. Foto: Nasa

Gut 40 000 Bürger aus dem Landkreis Bernkastel-Wittlich haben sich bislang erkundigt, ob ihr Haus geeignet ist, die Energie der Sonnenstrahlen zu nutzen. Im Mai 2011 gingen die Wittlicher als erster Kreis in Rheinland-Pfalz mit einem System ins Internet, das nicht nur anzeigt, ob ein Gebäude für die Nutzung von Sonnenenergie geeignet ist, sondern das auch - neutral und kostenlos - die Wirtschaftlichkeit berechnet.

Ende August beziehungsweise Mitte September folgten der Landkreis Trier-Saarburg und die Stadt Trier mit ihrem Solarkataster (der TV berichtete).

Das System zeige an, ob eine Dachfläche für Photovoltaik-Anlagen zur Stromproduktion oder Solarthermie-Anlagen zur Warmwasserbereitung und Heizungsergänzung "sehr gut", "gut", "bedingt" oder "ungeeignet" ist", sagt Manuel Follmann, Sprecher der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich.

Berücksichtigt werden dabei die Faktoren Ausrichtung, Dachneigung und -größe, Sonneneinstrahlung sowie Beschattung durch Bäume oder Nachbargebäude. Als Grundlage für die Berechnung des Solarpotenzials dienen Luftbildaufnahmen von mehr als 310 000 Dächern in der Region.

Die Bilder stehen, verbunden mit einer digitalen Karte, dem Nutzer im Internet zur Verfügung. Mit Hilfe eines Onlineformulars und unter Angabe persönlicher Daten können Hauseigentümer weitere Faktoren wie die Größe des nutzbaren Daches, die optimale Anzahl der Photovoltaikmodule, den zu erwartenden Stromertrag oder die Wärmemenge sowie das Investitionsvolumen, aber auch die mögliche Förderhöhe und CO-Ersparnis erfragen.

Rund 2300 Kunden haben bislang eine konkrete Berechnung angefordert, berichtet Edwin Staudt von der Sparkasse Mittelmosel, die mit dem Kreis kooperiert.

"Wir haben bis jetzt fast 500 Solaranlagen, fast ausschließich Photovoltaikanlagen, mit einer Gesamtinvestitionssumme von mehr als 20 Millionen Euro finanziert", sagt Staudt. 80 Prozent der Anlagen und die Hälfte der Investitionssumme entfalle auf private Anlagen. "Die Finanzierung betraf fast ausschließlich Photovoltaikanlagen."

Das Solarkataster Trier-Saarburg verzeichnet seit 30. August nach Angaben der Sparkasse Trier 8000 Besucher, mehr als 400 Mal seien Informationspakete angefordert worden. Die beiden bisher angebotenen Informationsveranstaltungen (siehe Extra) seien mit etwa 360 Gästen gut besucht gewesen. 500 Klicks verzeichnet das Solarkataster der Stadt Trier nach nur vier Tagen im Netz; 60 Menschen hätten das Onlineformular gesendet, berichtet Umweltberater Johannes Hill. Dieses beinhaltet ein Rechen tool für erste Berechnungen. Auf dieser Grundlage können Hausbesitzer dann mit einem Installateur über Detailrechnungen sprechen.

Sonnenenergie stehe unbegrenzt zur Verfügung, sagt Achim Hill, Geschäftsführer der Energieagentur Trier, die seit ihrer Gründung 2010 mit Vorträgen und Veranstaltungen über erneuerbare Energien informiert. "Wir sind hier eine sehr sonnenverwöhnte Region. In den Solarstrahlenkarten liegen wir im Mittelfeld gut da." Deshalb seien Photovoltaik anlagen effektiv. Zwar sei bei der Stromproduktion die Einspeisevergütung ins Netz gesunken, jedoch seien auch die Preise für die Module gefallen, von 4000 bis 5000 Euro vor rund sieben Jahren auf heute etwa 2000 Euro. "Daher ist es interessanter, Solarstrom selbst zu nutzen." Auch Solarthermie sei effektiv, sagt Hill. Um 40 Kilowattstunden (kWh) an Wärme zu gewinnen, werde nur eine kWh Strom für die Pumpe benötigt. Da das Wasser im Speicher immer eine gewisse Wärme halte, müsse nicht mehr so stark hochgeheizt werden, was Energie spare. Mechthild Schneiders

Beispielrechnung Bei einer nutzbaren Dachfläche von 46,5 Quadrat metern beträgt der Ertrag einer Photovoltaikanlage etwa 6292,5 Kilowattstunden (kWh) im Jahr, die Effizienz 96,7 Prozent, die CO-Ersparnis 5034 Kilogramm/Jahr. Bei einem Eigenverbrauch von zehn Prozent gibt der Wirtschaftlichkeitsrechner bei 20 Jahren Laufzeit einen Gewinn von 7240 Euro an bei Kosten von 11 952 Euro. Mitberücksichtigt sind Betriebskosten wie Versicherung und Reparaturrück lagen in Höhe von 2420 Euro - nach zehn Jahren ist der Kredit getilgt. Rechnet man den Stromverbrauch einer vierköpfigen Familie (4430 kWh oder 70 Prozent) mit ein, erwirtschaftet die Anlage gar 14 522 Euro. Infos im Internet unter www.trier.de/solar www.solar-trier-saarburg.de www.solarkataster.bernkastel-wittlich.de

VERANSTALTUNGSTERMINE


Die Sparkasse Trier bietet in Kooperation mit Stadt und Landkreis kostenfreie Infoveranstaltungen zum Solarkataster an. Sie beginnen am Mittwoch, 10. Oktober, 18.30 Uhr, im Kloster Karthaus in Konz, am Freitag, 19. Oktober, 18.30 Uhr, in Hermeskeil, Mehrgenerationenhaus Johanneshaus, sowie am Montag, 22. Oktober, 19 Uhr, im Haupthaus der Sparkasse Trier, Theodor-Heuss-Allee 1, in Trier. Anmeldung im Internet unter www.sparkasse-trier.de/solar oder telefonisch: 0651/712-1410.

BEISPIEL MARBURG

Die Stadt Marburg (Hessen) sorgte 2008 wegen eines ungewöhnlichen Vorhabens für bundesweite Medienbeachtung: Hausbesitzer sollten per Gesetz verpflichtet werden, bei der Dach- oder Heizungssanierung solarthermische Anlagen einzubauen. "Wir sind als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet", sagt Bürgermeister Franz Kahle heute. Denn der Landtag habe daraufhin die Bauordnung geändert. Stand dort zuvor, dass im Bebauungsplan die Heizungsart festgeschrieben werden kann, ist dieser Absatz seit Ende 2011 gestrichen. "Uns war die Grundlage entzogen - wir sind zum zahnlosen Tiger geworden", sagt Kahle. "Was wir allerdings mit Zwang machen: Bei neuen Bebauungsplänen und Änderungen schreiben wir eine solare Dachnutzung vor." Das ermögliche das Baugesetzbuch seit zehn Jahren. Zudem hat Marburg ein Förderprogramm und zahlt zusätzlich 1000 Euro pro Anlage. Seit 2010 seien, so sagt Kahle, 65 Anlagen bezuschusst worden. red

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