Mehrweg ist der bessere Weg

Wer in einige Länder des europäischen Südens mit tiefblauem Meer, bezaubernden Küsten und idyllischen Inseln reist, wähnt sich im Paradies auf Erden. Aber wehe, der Blick schweift in eine steile Schlucht oder auf den Hang neben der vielbefahrenen Küstenstraße.

Dann verwandelt sich das Paradies allzu oft in eine wilde Kippe mit stinkenden Müllbergen oder Schrotthalden.

Der Respekt vor Umwelt und Natur ist in Deutschland größer, wilde Kippen und Umweltfrevel sind selten, Müll wird getrennt und auf Deponien entsorgt. Aber ärgerliche Ausnahmen - Umweltverschandelung - gibt es auch hierzulande, wie weggeworfene Flaschen, Dosen und Plastikfolien entlang der Autobahnauffahrten und Ausfahrten zeigen.

Recycling von Müll ist gut, aber Müllvermeidung ist besser. Wer in manchen Hotels frühstückt, bekommt von der Butter bis zur Marmelade, Wurst und Käse, Kaffeesahne und Zucker alle Frühstückzutaten in Zehn- oder 20-Gramm Kleinst packungen. Auf dem Tisch steht ein kleiner Abfallbehälter, der alle die Plastikverpackungen kaum fassen kann.

Es geht auch anders: Mit selbst gemachter Marme lade und Honig in nachfüllbaren Gläsern oder Mehrweggebinden, Portionen unverpackter Butter, einer Aufschnittplatte, Sprudel und Säften aus Mehrwegflaschen, Zuckerdose und Milchkännchen. Gewiss, vielleicht ist ein solches nachhaltiges Frühstück ein wenig teurer, weil der Personaleinsatz höher und Hygienevorschriften strenger sind. Aber wer die Umwelt schont, isst mit mehr Freude und Appetit.

Mit gelben Säcken und Tonnen, blauer, grauer und brauner Tonne, sowie einer hohen Recyclingquote von weit über 40 Prozent sind die Deutschen vorbildlich bei der Mülltrennung und -verwertung. Nicht aber bei der Müllvermeidung. Glaubt man dem Statistischem Landesamt, produzieren die Rheinland-Pfälzer Jahr für Jahr Unmengen von Müll: 2,07 Millionen Tonnen oder 516 Kilo pro Kopf - ein Platz im europäischen Mittelfeld.

Müllberge müssen nicht sein.

Hersteller, Händler und Verbraucher müssen nur ihr Verhalten, die Verpackungen und ihr Sortiment ändern. XXL-Verpackungen mit Großmengen sind nur billiger, wenn sie zügig restlos aufgebraucht werden und nicht die Hälfte weggeschmissen wird. Lebensmittel gehören in den Magen und nicht auf den Müll, wo nach Angaben der Berliner Mitmachkampagne Trenntwende die Hälfte landet. Es ist Zeit, der großen Verschwendung Einhalt zu gebieten. Kleine Bioläden könnten zu Trendsettern werden. Dort gibt es auch schlicht oder kaum verpackte und offene Waren, Nachfüllpackungen, Mehrwegverpackungen, Kleinmengen zur Restevermeidung. Einwegartikel wie Einwegfeuerzeuge und -flaschen sollte man meiden. Eine Mineralwasserflasche aus Glas wird wieder und wieder befüllt. Die Einwegflasche aus Plastik (PET) wandert in den Schredder, selbst wenn Pfand erhoben- wird. Wer Einkaufen geht, sollte Einkaufsbeutel oder die -tasche nicht vergessen, denn Plastiktüten müssen nicht sein. Der Umwelt zuliebe gilt: Mehrweg ist der bessere Weg.

Der Autor ist ehemaliger Handelsblatt-Chefredakteur.

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