Schütteln statt Lesen

Wie kommt die Traube möglichst unbeschadet von der Rebe in die weitere Verarbeitung? Ein Thema, das vor allem in den schwer zugänglichen Steillagen an der Mosel interessant ist. Die Brüder Peter und Marcus Hoffmann haben sich darüber Gedanken gemacht und den Prototypen eines Vollernters entwickelt.

 In den Steillagen der Weinberge - wie hier bei Piesport - kommen häufig Spritzhubschrauber zum Einsatz. (Archivfoto)

In den Steillagen der Weinberge - wie hier bei Piesport - kommen häufig Spritzhubschrauber zum Einsatz. (Archivfoto)

Foto: Klaus Kimmling

Kröv/Nittel. Ein Olivenernter in Italien brachte Peter und Marcus Hoffmann auf die Idee, einen entsprechenden Ernter ne für die Traubenlese zu entwickeln. Die Maschine, die ihnen als Inspiration diente, sollte die Oliven von den Bäumen schütteln. Das klappte zwar nicht so gut, wie Peter Hoffmann erzählt. Dennoch war die Grundidee war geboren.

Die Erhaltung der Wein-Kulturlandschaft an der Mosel liegt den beiden Inhabern einer Firma für Landmaschinen (siehe Extra) am Herzen. Es werde immer schwieriger, Erntehelfer zu finden, sagt Peter Hoffmann. Vor allem, wenn durch die klimatischen Bedingungen die Lese früher als geplant beginnen müsse.

Also fingen die Brüder an, eine Maschine zu entwicklen, die die Trauben von der Rebe schüttelt und dazu auch noch in extremen Steilhängen eingesetzt werden kann. Im August 2011 stellten sie ihren Prototypen vor.

Dieser Traubenvollernter wird als Anbau auf einem Raupenschlepper befestigt. Was ihn gegenüber einem im Jahr 2007 vorgestellten Vollernter auszeichne, der vom Weinbauministerium, dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum und der Winzergenossenschaft Moselland eG als Pilotprojekt in Auftrag gegeben wurde, sei sein geringes Gewicht. Das mache den Einsatz auch in extremen Steilhängen bis zu 80 Prozent möglich. Gesichert werde das Erntegerät mit einer Seilwinde.

Nach der Vorstellung des Prototypen im August, testeten die Brüder Hoffmann ihre Maschine bis Mitte November 2011 im Weinberg. Dabei gab es immer wieder Änderungen. Die aus diesen Tests gezogenen Erkenntnisse setzen Peter und Marcus Hoffmann derzeit bei der Entwicklung eines zweiten Prototypen um. Zum Beispiel soll die nächste Generation noch schonender mit dem Laub umgehen.

Viel Arbeit haben die Brüder schon in die Entwicklung gesteckt. Bis zur Serienreife wird es aber noch bis mindestens 2015 dauern, schätzt Hoffmann. Das Patent für die Neuentwicklung ist bereits beantragt. Peter Hoffmann rechnet allerdings erst im kommenden Jahr mit der Anerkennung. Um die Forschungsarbeiten zu finanzieren, werden die beiden einen Förderantrag beim Land stellen.

Unterstützt wird die Entwicklung der Maschine vom Steillagenzentrum in Bernkastel-Kues. "Wir geben fachliche Tipps und untersuchen die Ernteergebnisse", sagt Gerd Scholten, Abteilungsleiter beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum und zuständig für Weinbau. Mit den Ernte ergebnissen sei man bisher recht zufrieden. Allerdings bestätigt auch er, dass es noch viel Entwicklungs arbeit notwendig ist. Scholten setzt große Hoffnungen auf die Entwicklung von Erntemaschinen im Steilhang und hat auch schon die Arbeit der 2007 vorgestellten, bisher nicht serienreifen Maschine begleitet.

"Beide Systeme sind vielversprechend", sagt er. Er sieht allerdings Vorteile bei der Entwicklung der Brüder Hoffmann: Die Maschine könne auf einen Raupenschlepper aufgesetzt werden, der auch für andere Zwecke gebraucht werde. Damit könne sie bei der Vermarkung kostengünstiger angeboten werden.

Außerdem ist die Maschine der Brüder Hoffmann für größere Steigungen bis zu 80 Prozent geeignet. Das sei bei dem anderen System zwar theoretisch auch möglich, aber es müsse wegen des Gewichts noch in eine Verbesserung der Seilwinde investiert werden.

Dass die Maschine, wenn sie auf den Markt kommt, das Interesse der Winzer wecken wird, davon sind die Hoffmanns überzeugt. Denn mit einer Lesegeschwindigkeit von etwa zwei Kilometern pro Stunde werde der Traubenernter schnell und kostengünstig arbeiten.

ZU DEN PERSONEN

 Peter (links) und Marcus Hoffmann vor ihrem Firmengebäude in Piesport.

Peter (links) und Marcus Hoffmann vor ihrem Firmengebäude in Piesport.

Foto: Klaus Kimmling



Peter Hoffmann (44) ist Diplom Wirtschafts-Ingenieur und lebt in Kröv. Sein Bruder Marcus (47) ist Diplom-Ingenieur. Er lebt in Nittel. Die beiden Brüder übernahmen die Firma Hoffmann Landmaschinen GmbH 2000 von Vater und Onkel. Sie wurde 1925 von Großvater Carl Hoffmann gegründet und hat Standorte in Piesport, Nittel und Kröv.

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