Angespielt: Tales of Xillia 2 – Neuer Protagonist, altbekannte Charaktere und eine Menge Spielspaß

Trier · Ein jünger Mann, der die Macht hat in Paralleldimensionen zu reisen, ein kleines Mädchen, das sich auf der Suche nach ihrem Vater und dem gelobten Land Canaan befindet und ein Versprechen.

"Zufälle sind unvorhergesehene Ereignisse, die einen Sinn haben." (Diogenes von Sinope, um 400 bis 323 v. Chr.)

Eins vorweg: Tales of Xillia 2 ohne Vorkenntnisse zu spielen, ist gewagt. Aber auch Spielern, die den ersten Teil gezockt haben, könnte der Einstieg im ersten Moment schwer fallen. Neben der komplexen Geschichte der beiden Welten Rieze Maxia und Elympios sowie der verschiedenen Charaktere, die wie Maiglöcken aus dem Boden schießen, gibt es einen neuen Protagonisten und die mysteriöse Chromatus-Kraft. Es dauert ein wenig bis der Spieler in der Handlung "drin" ist, aber Dank einer Bibliothek fällt es einem leicht Wissenslücken zu füllen. Doch Vorsicht! Diese Arbeit ist nichts für Lesemuffel.

So, weiter im Text: Ein Jahr ist vergangen seit Jude Mathis und Milla Maxwell mit ihren Freunden die beiden Welten Rieze Maxia und Elympios vereint haben. Ein Grund zur Freude möchte man meinen. Doch die Unterschiede zwischen Rieze Maxia, der natur- und geisterverbundenen Welt, und Elympios, der hochtechnologisierten, sind groß. Die Menschen in Rieze Maxia leben in Symbiose mit den dortigen Geistern (spirits) und profitieren von ihren Kräften. Diese Elementargeister hielten in Tales of Xillia Rieze Maxia mit ihrer Macht im Gleichgewicht, so dass alles fruchtbar und schön war. Auf Elympios wurde jedoch die Energie der Geister durch Maschinen (Spyrixe) abgezapft, so dass ein Geistersterben einsetzte und Elympios kurz vor dem Verfall stand. An dieser Stelle kommen im ersten Teil Jude, Milla & Co. ins Spiel: sie zerstören mit Hilfe der Lanze von Kresnik das Schisma, eine Barriere die beiden Welten trennt, in der Hoffnung, dass sich beide Völker annähern.

Doch die Realität sieht anders aus. Die Bewohner von Elympios fürchten sich vor den Rieze Maxianern, da sie sich der Macht der Geister bedienen. Sie bezeichnen sie als Monster, diskriminieren und beschimpfen sie. Zu allem Übel versucht eine Terrorgruppe (Exodus) dem Frieden permanent Steine in den Weg zu legen. Inmitten all dieser Konflikten befindet sich Ludger Kresnik.

Ein Brudermord und die Suche nach dem Gelobten Land

Tales of Xillia 2 verstört am Anfang ein wenig. Der Spieler wird direkt in eine düstere Szene versetzt, in dem zwei Männer gegeneinander kämpfen. Sie betiteln sich als Brüder. Schnell wird klar, dass der eine es verdammt ernst meint. Kaltblütig metzelt er den anderen nieder... Es fließt Blut - nicht so wie in Mortal Kombat, aber für ein Tales of-Spiel immerhin ungewohnt. In diesem Moment wacht Ludger Kresnik, der Protagonist von Tales of Xillia 2, schreiend auf und dem Spieler wird klar, dass Ludger nur geträumt hat. Es ist der Tag seiner Prüfung bei der Spirius Organisation, der größten Firma in Elympios. Ludger Kresnik will genau wie sein großer Bruder Julius ein berühmter Agent werden. Der Test verläuft allerdings nicht wie geplant.

Szenenwechsel: Blitze durchzucken den Himmel, Schüsse fallen. Die kleine Elle Mel Marta und ihr Vater sind auf der Flucht. Bewaffnete Männer in Masken wollen sie um jeden Preis aufhalten. Elles Vater gibt sich Mühe seine Tochter vor den herumfliegenden Kugeln zu beschützen. Als sie den Hafen erreichen, überreicht er Elle eine Uhr mit klaren Anweisungen: Sie soll den zehn Uhr Zug nach Trigleph nehmen und von dort aus nach Canaan reisen. In diesem Land, wo Wünsche in Erfüllung gehen, könnten sie dann endlich in Frieden leben. Das Mädchen betritt das Boot. Elles Vater ruft ihr zu, dass sie sich in Canaan wiedersehen werden. In diesem Moment wird er von Kugeln durchlöchert und bleibt regungslos auf dem Boden liegen. In Trigleph angekommen trifft sie auf Ludger und die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Ein wortkarger Protagonist, eine liebenswerte Rotzgöre und die Macht der Entscheidungen

Anders als im ersten Teil gibt es nur eine Spielfigur zur Auswahl - Ludger. Er kümmert sich rührend um die Sechsjährige, die mit ihrer altklugen Art zwischenzeitlich ein wenig nervt. Die Wortkargheit von Herrn Kresnik stört ebenfalls, bekommt der Spieler während der Dialoge nur "Ja", "Hmm", "Hä" oder "Oh" zu hören. Dafür kann der Spieler bei einigen Kommunikationswechseln selber entscheiden, wie er Ludger antworten lässt. Leider hat die Wahl keinen wirklichen Einfluss auf den Spielverlauf, weshalb man sich als Spieler zwischendurch die Frage stellt: "Warum überhaupt die Mühe?". Dafür ist es aber interessant zu beobachten wie die Beziehung zu Gruppenmitgliedern wächst. Hin und wieder wird man mit ziemlich coolen Gimmicks wie einem Originalkostüm aus dem Vorgängerspiel belohnt. Oder es werden amüsante Geheimnisse über Weggefährten gelüftet.

Warum diese Aufzählung? Na, weil Ludgers Einsilbigkeit es erschwert ihn zu mögen. Es mag ja sein, dass es rede scheue Spielhelden gibt, aber die Protagonisten aus den vorherigen Tales of-Teilen waren eindeutig gesprächsfreudiger. Was ihn jedoch auszeichnet, ist seine Loyalität gegenüber seinen neugewonnenen Freunden sowie seiner aufopferungsvollen Art Elle gegenüber. Ohne zu überlegen, nimmt er sich ihrer an und beschützt sie.

Schwerter, Pistolen oder doch lieber Vorschlaghammer?

Um dies bewerkstelligen zu können benötigt es Waffen. Der Unterschied zum Vorgänger ist, dass der Protagonist Ludger zwischen drei Waffen wechseln kann. Zur Auswahl stehen Schwerter, Hammer und Pistolen. Während des Spiels kann also lustig getauscht und ausprobiert werden. Außerdem kann er sich bei voller Energieleiste in den Chromatus-Modus versetzen - und gewinnt so für kurze an Stärke und Geschwindigkeit. Je nach Angriffskombination läuft die Attacke jedoch ins Leere, weil Ludger gerade voll in Fahrt kommt. Bis auf diese Neuerung bleibt das Kampfsystem gleich: rundenbasiert mit einer Menge Action. Jede Figur kann sich während des Kampfes frei bewegen und Gegner mit Normal- oder Spezialattacken angreifen. Diese lernt der Spieler anhand von Liliumkugeln, die entweder nach einem Kampf gefunden oder als Spezialanfertigung in Auftrag gegeben werden. Für jeden Spielcharakter kann dann die passende Kugel mit der passenden Fertigkeit angelegt werden.

Apropos frei: Der Spieler hat die Möglichkeit zwischen den beiden Welten hin- und her zureisen. Ob zu Fuß, per Zug und Schiff oder später per Teleportation. Einmal bitte die Welt erforschen und Splitterdimensionen zerstören.
Damit dem Spieler während dieser Reisen nicht allzu langweilig wird, hat er die Möglichkeit von der Haupthandlung abzuweichen und Nebenquests zu absolvieren. Ob bei der Vertragsbörse - einer guten Möglichkeit viele seltene Items, Kampfpunkte und Gald (Geld) zu sammeln - oder bei Nebenhandlungen, die die Freundschaft zu Teammitgliedern wachsen lassen. Der Spieler hat die (Qual der) Wahl. Während Ludger und Co. auf unzählige Monster und zwielichtige Gestalten treffen, kann der Spieler die wunderschönen Landschaften von Rieze Maxia und Elympios bestaunen: wilde Wälder, verlassene Schluchten oder Städte mit hochmodernen technischen Errungenschaften. Ein Augenschmaus. Was weniger schön ist, ist die Tatsache, dass man ständig kämpfen muss. Natürlich kann den Gegnern ausgewichen werden. Doch der Spieler sollte dies tunlichst lassen, muss Ludger doch einen riesen Schuldenberg abbezahlen. Das ist zeitaufwendig… sehr zeitaufwendig… verdammt zeitaufwendig… nervenzerreibend. Es muss aber getan werden. Also nur keine Scheu vor den Kämpfen. Das gleiche gilt für die unzähligen Splitterdimensionen, die unsere Helden mit Hilfe von Ludgers Chromatus-Kraft bereisen können. Diese müssen zerstört werden, da sie sich von der Hauptdimension ernähren und ihre Existenz gefährden.

Fazit: Solider zweiter Teil, der für Fans ein Muss ist

Die "Tales of"-Serie ist eine ziemlich gute Alternative zu "Final Fantasy". Wo andere Rollenspiele mit Grafik-Prunk punkten, konzentriert sich das Team um Hideo Baba auf liebevolle Charaktere, eine spannende Story sowie ein innovatives Kampfsystem. Auch die Bonus-Kapitel und Plaudereien (skits) bereiten eine Menge Spaß. Es hätte durchaus mehr Filmsquenzen geben können, da ich den Zeichenstil von Kosuke Fujishima besonders mag, aber alles in allem gibt es bis auf den wortkargen Ludger nicht viel zu bekritteln.

Tales of Xillia 2 ist seit dem 22. August 2014 exklusiv für die PlayStation 3 mit englischer Synchronisation und deutschen Texten erhältlich.

Extra Tales of-Reihe Bei der Tales of-Reihe handelt es sich um eine Rollenspielserie des japanischen Spieleentwicklers Namco Bandai. Das Charakterdesign stammt von Kosuke Fujishima, einem Manga-Zeichner.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort