Darksiders II: Und siehe, sein Name war Tod

Trier · Er, mit dem alles endet, soll zum Retter der Menschheit werden: Tod, der am meisten gefürchtete Reiter der Apokalypse, zieht in den Kampf. Allein schon inhaltlich ist diese Figurenwahl ein interessanter Ansatz für Fans von Action-Adventures, die in Ausübung ihres Hobbys schon zahllose Bildschirmtode gestorben sind.

Darksiders II: Und siehe, sein Name war Tod
Foto: Hersteller

Generell ist Darksiders II ein großartiger Titel mit gutem Gameplay und einem ebenso düsteren wie unterhaltsamen Protagonisten. Und siehe, sein Name war Tod.

Darksiders II macht dem actionaffinen Spieler von den ersten Minuten an gute Laune. Das ist dann doch eher seltsam, schließlich sind die apokalyptischen Reiter Krieg, Pest, Hunger und Tod Teil einer religiös gefärbten und mächtig düsteren Mythologie. Grafik und Spielwelt des THQ-Titels zeigen aber sofort, dass es hier nicht mächtig düster und schon gar nicht religiös zugeht. Im Gegenteil: Das von Zeichner Joe Madureira geprägte Fantasy-Artwork ist comichaft, manchmal regelrecht verspielt, und bietet skurrile Charaktere, bombastische Bossgegner und eine gute Bühne zum Austoben. Denn um nichts anderes geht es hier: Tod, der dunkle Reiter, der grimme Schnitter, der Ernter der Seelen, zelebriert ein Festival des Sensens und Schnezelns. Die Rätsel und Kletterpassagen lassen dem Spieler immer mal wieder Zeit zum Luftholen. Feine Sache.

Die Story von Darksiders II läuft parallel zum ersten Teil: Im ersten Darksiders steuerte der Spieler Tods Bruder Krieg. Dieser ist jetzt Gefangener des Feurigen Rates und wird beschuldigt, die Apokalypse ausgelöst zu haben. Tod zieht in den Kampf, um die Unschuld seines Bruders zu beweisen und die Menschheit zu retten. Im Paralleluniversum der Erschaffer tritt Tod den Schergen und Mächten einer bösen Präsenz mit Namen Korruption entgegen. Sein Ziel, den Baum des Lebens, wird er nur über die Leichen zahlloser Schergen der Korruption erreichen.

Diese Schergen gehören zu den Meisterstücken dieses Spiels. Vom kleinen Kanonenfutter zum Ausprobieren der Sensen bis zum bildschirmfüllenden Bossgegner: Hier kommt Freude auf. Jedes Szenario zeigt klar, wie viel Freude fürs Detail die Entwickler umgesetzt haben. Ebenso gelungen ist eines der zentralen Elemente eines Actionspiels: das Kampfsystem.

Tod nutzt seine Agilität wie eine Waffe. Eine Blocktechnik gibt es nicht: Der Spieler ist gefordert, den jeweiligen Gegner per Tastendruck zu fixieren, seine Aktionen mit einer schnellen Ausweichbewegung zu kontern und ihn dann mit den Hauptwaffen - zwei Sensen, was sonst - oder einer Nebenwaffe wie Streitaxt oder Kriegshammer zu attackieren. Beide Waffenarten lassen Kombinationen zu. Auch hier blitzt immer wieder die Liebe zum Detail auf. So verwandelt sich Tod, der im Spiel normalerweise eher wie ein Mitglied von Slipknot aussieht, am Ende einer gelungenen Schlagkombo für einen Sekundenbruchteil in sein typisches, im Volksglauben verankertes Bild: der Sensemann in der langen Kutte.

Die Kombination aus einem guten Kampfsystem und einer ausgezeichnet gestalteten Spielwelt ergibt eine enorme Motivation: Wer Darksiders II spielt, durchläuft keine endlosen Kampfsequenzen in engen und linearen Levels, sondern wird ständig gereizt, diese Fantasywelt zu erkunden. Quests nimmt Tod in Dungeons in Angriff, die durch eine reizvolle Oberwelt verbunden sind. Für große Entfernungen ruft er sein fahles Ross Verzweiflung, als Wegweiser in verzweigten Levels kommt ihm die Krähe Asche zu Hilfe.

Der Spieler kann Tod auf der Basis zweier Talentbäume weiterentwickeln: Einmal werden seine Aktionen im direkten Kampf stärker und vielfältiger, einmal seine magischen Fähigkeiten. Diese Weiterentwicklungen wirken sich direkt auf die Spielweise aus, so dass ein individuelles Spielerlebnis entsteht.

Die deutsche Fassung von Darksiders II ist frei ab 16 Jahren. Sie wurde nicht geschnitten oder verändert. Die deutsche Vertonung ist gut, hält aber dem Vergleich mit dem englischen Original nicht stand. Der orchestrale Soundtrack ist herausragend gut und trägt sehr zum Spielerlebnis bei. Jörg Pistorius

Darksiders II: Publisher THQ, Entwickler Vigil Games. Erschienen für Xbox 360 (getestet), Playstation 3, PC und Nintendo Wii.

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