Der Kampf gegen den Herrn der Schatten

„Castlevania" – schon der Titel sorgt bei vielen Videospielern für ein wohliges Schauern. 1987 erschien der erste Teil der Videospielreihe auf dem Nintendo Entertainment System. Nun erschien "Castlevania - Lords of Shadow".

 Gabriel kämpft in Castlevania gegen die Herrscher der Schatten.

Gabriel kämpft in Castlevania gegen die Herrscher der Schatten.

Foto: Konami

Bereits die Premiere, in der Simon Belmont mit seiner Peitsche Jagd auf den Fürsten der Finsternis macht, sorgte mit einer im Heimkonsolenbereich bis dato ungewöhnlich schaurig-schönen Atmosphäre für Gänsehaut. Doch die Zeit der seitlich scrollenden 2D-Abenteuer ist vorbei. Heute lässt es "Castlevania - Lords of Shadow" auf den Next-generation-Konsolen richtig krachen.

Die Geschichte des neuesten Ablegers der Castlevania Reihe handelt von Gabriel, einem Mitglied der Bruderschaft des Lichts, der sich dem Kampf gegen die titelgebenden, mysteriösen Herrscher der Schatten verschrieben hat. Das einst friedliche Land wird von bösartigen Kreaturen bedroht, die Chaos und Zerstörung verbreiten und Gabries geliebte Frau ermordet haben.

Auf einer Weltkarte durchstreift Gabriel das Land, während Theater- und Filmschauspieler Patrick Stewart (Star Trek) mit markanter Stimme dem Spieler die Ereignisse zu Beginn jedes neuen Kapitels aus einem Buch vorträgt. Die Textseiten könnten dabei jederzeit einem guten Fantasyroman entliehen sein. Eine deutsche Synchronfassung hätte nur schwer den hochwertigen, englischen Sprechern gerecht werden können, weshalb auf diese, zugunsten der mit deutschen Untertiteln unterlegten Originalstimmen, verzichtet wurde.

Dass das Abenteuer tatsächlich neue, wie alte Fans zufrieden stellt, begründet sich nicht nur mit der tollen Präsentation, die die handwerkliche Fähigkeit der Entwickler beweist, sondern zusätzlich mit einem erstklassigen Gameplay. Zwar bedient sich „Lords of Shadow" dabei etlicher Anleihen anderer Spiele, es baut diese jedoch in solcher Perfektion zu einem stimmigen Gesamtwerk zusammen, dass es den Spieler förmlich in die großartig inszenierte, fremde Fantasywelt hineinzieht. Wenn der Spieler einen hochhausgroßen Titanen erklimmt, dessen Silhouette sich in der fahlen Sonne des zerstörten Landstrichs widerspiegelt, werden Erinnerungen an den Playstation 2 Klassiker „Shadow of the Colossus" wach.

Das Kampfsystem kommt dabei stets mit wenigen Tasten aus, ist jedoch aufgrund vielfältiger Kombinationsmöglichkeiten fordernd, aber nie unfair. Die Steuerung, die entgegen der üblichen Genrestandards einen ständigen Gebrauch der Block-/Ausweichtaste und bedachtes Vorgehen vorsieht, macht schon nach kurzer Eingewöhnung viel Spaß und führt zu anspruchsvollen und toll in Szene gesetzten Gefechten. Die Wucht der Schläge mit Gabriels Kampfkreuz ist dabei stets greif- und nachvollziehbar. Damit auch das Denkvermögen nicht zu kurz kommt, stellen genreübliche Rätsel eine willkommene Abwechslung dar. Kämpfernaturen können diese auf Kosten von Erfahrungspunkten überspringen.

Untermalt wird der spielbare Fantasyroman von einem symphonischen Orchester, das Hollywoodstandards erfüllt und dem Geschehen mal melancholisch, mal treibend einen Gänsehautfaktor verleiht. Auch grafisch zeigt sich, dass es sich hier um einen Big-Budget-Titel handelt: Auf seinem Weg durch malerische Wälder, düstere Höhlen und gruselige Schlösser ziehen einen die detailreich gestalteten Schauplätze tief ins Geschehen. Wenn Gabriel in Wäldern oder Sümpfen durch wabernde Nebelschwaden schreitet, oder sich Schnee, Frost und Regen auf der imaginären Kamera abzeichnen, unterstreichen diese Effekte das beklemmende Gefühl des Spielers umso mehr, in eine unwirtliche Welt versetzt worden zu sein.

Bei den vielschichtigen Auseinandersetzungen mit den Endgegnern ist es zwingend notwendig die Angriffsmuster zu durchschauen, um diese dann mit taktischen Finessen zu durchbrechen. Der letzte Gegner vor Abschluss eines Kapitels stellt immer wieder einen Höhepunkt dar und schafft es, wie in der beliebten Zelda-Videospielreihe, gleichwohl zu faszinieren wie auch zu fordern. Wer den Levels später noch die letzten Geheimnisse entreißen will, kann neben der langen Gesamtspieldauer von rund zwölf Stunden noch gut einige weitere Stunden einplanen.

Castlevania Lords of Shadow: entwickelt von Mercury Steam, veröffentlicht von Konami. Frei ab 16 Jahren. Erschienen für Playstation 3 und Xbox 360.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort