Podcast: Porta - Das Tor zur Geschichte Flüchtlinge in Trier: Als Adelige, Bauern und Priester aus Frankreich an die Mosel fliehen

Audio | Trier · Vor 200 Jahren löst die französische Revolution eine Fluchtbewegung aus. Auch das grenznahe Trier ist davon betroffen. Wie ist es ihnen hier ergangen? Was erinnert noch an die Flüchtlinge? Das hat Historiker Jort Blazejewski aus Trier erforscht - und erzählt hierüber in der neuen Folge unseres Geschichts-Podcasts.

Franzoesische Revolution: Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789. Kupferstich, zeitgenössisch, von H. Godin

Franzoesische Revolution: Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789. Kupferstich, zeitgenössisch, von H. Godin

Foto: picture-alliance / akg-images/dpa Picture-Alliance/akg-image

Kurz nach dem Ausbruch der Französischen Revolution im Jahr 1789 war Trier von einer der größten Gewaltmigrationen betroffen, die man bis dahin kannte. Schätzungsweise 160.000 Menschen flüchteten aus Frankreich, wo die staatliche und gesellschaftliche Ordnung zusammengebrochen war, wie die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier und das Stadtarchiv mitteilen. Unter teils schwierigen Bedingungen überquerten die Flüchtlinge die Grenze, unter ihnen Tagelöhner, Handwerker, Bauern, Geistliche und Adlige.

Viele dieser sogenannten „émigrés“ kamen in den grenznahen Städten unter; so auch in Trier, das sich bald zu einem Flüchtlingszentrum entwickelte - bis 1794, als die Stadt im Zuge des Ersten Koalitionskrieges zwischen dem revolutionären Frankreich und ihren Gegnern von den Franzosen besetzt wurde. Trier war damals Teil des gleichnamigen Kurstaats. Wie ist es den Flüchtlingen damals hier ergangen? Welche Erinnerungen bleiben an sie? Historiker Jort Blazejewski vom Stadtarchiv Trier hat hierzu intensiv geforscht, seine Dissertationsarbeit zum Thema wird demnächst erscheinen. Über das, was damals hier passierte, hat er sich mit uns im Geschichts-Podcast von volksfreund.de unterhalten.

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 Das Stadtarchiv Trier hat eine handgeschriebene Liste aus dem Jahr 1792 publiziert. Sie listet konkrete Namen von Franzosen auf, die damals in Trier untergebracht worden waren (Foto: Stadtarchiv Trier).

Das Stadtarchiv Trier hat eine handgeschriebene Liste aus dem Jahr 1792 publiziert. Sie listet konkrete Namen von Franzosen auf, die damals in Trier untergebracht worden waren (Foto: Stadtarchiv Trier).

Foto: Stadt Trier

Unser Experte Jort Blazejewski ist beim Stadtarchiv tätig und hat sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt. Unter anderem hat er zusammen mit Uni-Trier-Professor Stephan Laux eine Untersuchung über die Flüchtlinge im benachbarten Luxemburg (damals im Besitz der österreichischen Habsburger-Dynastie) publiziert.

Eine Revolution im Jahre 1789

Die französische Revolution ist eines der wichtigsten Ereignisse der Geschichte: Im Jahre 1789 steckt Frankreich in einer tiefen Krise, das Volk hungert, der Staat hat kein Geld. Wegen neuer Steuern beruft daraufhin König Ludwig XVI. die Generalstände ein, eine Versammlung der Adeligen (Erster Stand), Kleriker (Zweiter Stand) und des sogenannten dritten Standes, also Bürger und Bauern. Dieser dritte Stand erhebt sich schon bald selbst zur "Nationalversammlung", die Revolution beginnt. Sie schreitet voran mit dem berühmten Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789, der Verkündung der Menschenrechte und der Verabschiedung einer Verfassung, die die Macht von König und Adel einschränkt.

Doch die Revolution radikalisiert sich alsbald und mündet in der zeitweiligen Terrorherrschaft der Partei der Jakobiner. Der fallen tausende Menschen zum Opfer. Auch der König, der zwischenzeitlich erfolglos versucht hatte, ins Ausland zu fliehen, muss unter der neuartigen Hinrichtungsmaschine Guillotine sein Leben lassen. 1794 endet der Terror, nun übernimmt ein besitzbürgerliches „Direktorium“ die Macht. Fünf Jahre später übernimmt der Revolutionsgeneral Napoleon Bonaparte die Macht - und erklärt die Französische Revolution für beendet.

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