Geschichte zum Hören History-Podcast: Gräfin Loretta und der Trierer Kurfürst Balduin - Machtkampf im Mittelalter
Trier · Frauenpower im Mittelalter: Die junge Mosel-Gräfin Loretta von Sponheim nimmt im Jahre 1328 den mächtigen Trierer Kurfürsten und Erzbischof Balduin von Luxemburg gefangen. Mehr hierzu erfahrt ihr in unserem Geschichts-Podcast.
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Autorin Marita Spang hat über Loretta einen historischen Roman verfasst und sich hierzu intensiv mit der Geschichte der Gräfin und ihrer Zeit beschäftigt. In unserem Podcast erklärt sie die Hintergründe des Streits mit Balduin und wie sie als Autorin im Roman die Lücken der Geschichtsschreibung ausfüllte.
Wer war Loretta von Sponheim?
Die junge Gräfin von Sponheim ist vermutlich um 1300 als Tochter von Johann von Salm geboren und bereits mit 15 oder 16 Jahren mit dem älteren Heinrich von Sponheim verheiratet worden. Doch dieser starb bereits 1323. Ein Jahr später starb auch Lorettas Schwager Johann II., der auf der Starkenburg an der Mosel residierte. Hier übernahm Loretta für ihren ältesten, aber minderjährigen Sohn Johann bis zu dessen Hochzeit und Übernahme der Regierungsgewalt im Jahre 1331 die Regentschaft über die Besitztümer der Sponheims im Hunsrück und an der Mosel.
Loretta legte sich 1328 mit einem mächtigen Gegner an: Der Erzbischof von Trier und zugleich Kurfürst des gleichnamigen Territorialstaats, der sich längs der Mosel von Trier bis nach Koblenz erstreckte, hatte auf Sponheimer Territorium im Hunsrück eine eigene Burg erbaut und war zu seiner Zeit alles andere als ein unbedeutender Herrscher: Balduin von Luxemburg war der jüngere Bruder von Kaiser Heinrich VII. sowie Onkel des späteren böhmischen Königs Johann der Blinde und dessen Sohnes, dem Kaiser Karl IV. Balduin gehörte zu den sieben „Kurfürsten“, die den deutschen Kaiser wählen durften. Er nahm somit während seiner langen Regentschaft (1307 bis 1354) Einfluss auf die Reichspolitik im 14. Jahrhundert - und er sicherte und erweiterte während seiner Amtszeit die Trierer Territorien mit Diplomatie und Waffengewalt. Mehr über Balduins Wirken als Kirchen- und Staatsmann gibt es in den Vorträgen eines Kolloquiums in Trier 2010 zu lesen, die von Reiner Nolden veröffentlicht wurden.
Ein weiterer Streitpunkt zwischen den Sponheimer Grafen und Balduin war die Kontrolle des sogenannten Kröver Reiches, ein Reichsgut, welches von den Grafen von Daun und den Sponheimern verwaltet wurde - und welches das Territorium des Trierer Kurfürstenstaates teilte. Mehr zu diesem Kröver Reich lesen Sie im Beitrag von Erwin Schaaf (aus unserem Archiv).
Die Gefangennahme Balduins 1328
1328 also entführte Loretta Balduin und erzwang von ihm nach wochenlanger Gefangenschaft und Verhandlungen, in die sich sogar Balduins Neffe Johann von Böhme einschaltete, die Herausgabe der umstrittenen Burg im Hunsrück sowie ein Lösegeld. Ein Stein mit Schrifttafel erinnert übrigens seit 2019 an die Gefangennahme von Balduin. Aufgestellt hat ihn die Litziger Bürgergesellschaft. Der Stein befindet sich am Moselufer in Traben (Litzig). Genau an dieser Stelle wurde Balduin während einer Schifffahrt von Trier nach Koblenz gefangen genommen und auf die Starkenburg gebracht.
Heute existiert diese Burg nicht mehr. Lorettas Sohn Johann III. errichtete eine neue Residenz, die Grevenburg, während die Starkenburg zerfiel. Von ihr gibt es heute nur wenige Mauerreste zu entdecken. Auch Balduins Kurfürstentum wurde Jahrhunderte später im Sog der französischen Revolution erst Frankreich, dann Preußen (1815) zugeschlagen. Balduins prächtiges Grabdenkmal ist im Westchor des Trierer Doms zu finden.
Nach der Gefangennahme des Bischofs war die junge Gräfin zwar exkommuniziert worden, erhielt aber vom Papst mit Unterstützung Balduins die Absolution und zog sich nach 1331 auf eine eigene Burg zurück, die sie im Hunsrück erbaut hatte: Hier, auf der Frauenburg nahe Idar-Oberstein, starb Loretta im Jahre 1345. Weitere Details zu Loretta und der Grafschaft Sponheim finden sich im Beitrag von Anja Ostrowitzki im Internetportal Rheinische Geschichte
Über Marita Spang
Unser Podcast-Gast, Autorin Marita Spang, wuchs als Kind zweier Geschichtslehrer im Hunsrück und in Trier auf. 2010 erschien ihr erster historischer Roman, die „Hexenliebe“ mit Bezug auf die Eifel. Im Knaur Verlag folgten dann „Blut und Seide“ (2015), „Frauenburg“ über Loretta von Sponheim (2016/2018) und „Rose des Herzogs“ (2018). Zuletzt erschien 2022 der erste Band eines neuen Zweiteilers zum Kaufhaus KaDeWe in Berlin (“Haus der Träume“). Mehr über Marita Spang und ihre Bücher gibt es auf ihrer Internetseite zu finden.
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