Geschichte zum Hören History-Podcast: Als Hindenburg nach Trier kam

Trier · Jahrelang war Trier nach dem Ersten Weltkrieg von französischen Truppen besetzt. Als diese 1930 abziehen, ist der Jubel groß - und Anlass für den damaligen Reichspräsidenten und Weltkriegsgeneral Paul von Hindenburg, die „befreiten“ Gebiete aufzusuchen. Unser Geschichts-Podcast nimmt sich des Themas an.

HIndenburg in Trier: 1930 besuchte der zweite (und letzte) Reichspräsident der Weimarer Republik die soeben von den Franzosen geräumte Stadt an der Mosel.

HIndenburg in Trier: 1930 besuchte der zweite (und letzte) Reichspräsident der Weimarer Republik die soeben von den Franzosen geräumte Stadt an der Mosel.

Foto: Stadtarchiv Trier

Er war ein General und Kriegsheld und wurde im hohen Alter zum Reichspräsidenten des Deutschen Reiches gewählt – doch heute ist die Rolle von Paul von Hindenburg in der Geschichte, fast 90 Jahre nach seinem Tod, umstritten. Der Offizier und Politiker gilt als Steigbügelhalter für Adolf Hitler: 1933 ernannte Hindenburg den Führer der Nationalsozialisten zum Reichskanzler – und trug nicht nur mit dieser politischen Entscheidung zum Ende der Weimarer Republik, der ersten deutschen Demokratie, bei. Einst nach ihm benannte Straßen und Gebäude tragen neue Bezeichnungen, wie etwa in Trier das heutige Humboldt-Gymnasium. 2020 aberkannte der Stadtrat auch die einstmals verliehene Ehrenbürgerwürde, die Hindenburg 1930 bei seinem Besuch an der Mosel erhalten hatte.

Denn zu Lebzeiten Hindenburgs war der Reichspräsident alles andere als unpopulär – aufgrund seiner militärischen Erfolge im Ersten Weltkrieg genoss er hohes Ansehen: Der bereits Mitte des 19. Jahrhunderts geborene Hindenburg hatte – aus dem Ruhestand zurückgeholt – gleich zu Kriegsbeginn 1914 das Kommando über eine Armee erhalten und eine russische Invasion im damaligen Ostpreußen zurückgeschlagen. Vier Jahre später, nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg, ging der Kaiser zwar ins Exil und der Monarchist Hindenburg in den erneuten Ruhestand – und Deutschland wurde zur Republik. Doch 1925 stellte sich Hindenburg der Wahl zum Reichspräsidenten und gewann die Abstimmung.

Als eben dieser Staatschef wurde der Ex-Soldat zweieinhalb Jahre vor Hitlers Machtergreifung in Trier begeistert empfangen, als er die Stadt im Rahmen der sogenannten „Befreiungsfeiern“ aufsuchte, die damals im Rheinland abgehalten wurden. Denn Frankreich hatte als Siegermacht nach dem Ersten Weltkrieg das Rheinland okkupiert. Die besetzten Gebiete wurden erst nach und nach geräumt – aus Trier zogen die letzten französischen Truppen erst am 30. Juni 1930 ab, mitten in der Weltwirtschaftskrise, die auch in Trier für steigende Arbeitslosenzahlen sorgte. Einige Monate später war dann Hindenburg zu Besuch – und wurde hier von der Bevölkerung begeistert empfangen.

Dabei galt der vom Volk gewählte Staatschef nicht als Freund der deutschen Demokratie. Hindenburg trug nach dem Krieg dazu bei, die „Dolchstoßlegende“ zu verbreiten, wonach Sozialisten und Kommunisten das angeblich unbesiegte Feldheer hinterrücks attackiert hätten – und half damit, die neue deutsche Demokratie zu schwächen, die Angriffen von Links- und Rechtsextremen ausgesetzt war. Und als Reichspräsident nutzte Hindenburg ab 1930 sein eigentlich für eine Ausnahmesituation vorgesehenes Notverordnungsrecht, um diese Demokratie auszuhöhlen: Damit konnten Hindenburgs „Präsidialkabinette“, die nicht mehr über eine Mehrheit im Reichstag verfügten, Gesetze durchbringen. Den brutalen Aufbau der Nazi-Diktatur erlebte Hindenburg noch in seinen letzten Amtsmonaten. 1934 starb der Ex-Soldat.

Weimarer Republik 1930: Besuch von Paul von Hindenburg in Trier​
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Fotos: Als Paul von Hindenburg Trier im Jahre 1930 aufsuchte

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Foto: Stadtarchiv Trier

Was er hier an der Mosel erlebt und gesagt hat, wie die Trierer die Besatzungszeit empfunden haben – und wie sie Hindenburg betrachteten –, erklärt Simone Fugger von dem Rech, Leiterin des Stadtarchivs Trier, in der neuen Folge des TV-Geschichts-Podcasts „Porta“. Zugleich präsentierte das Stadtarchiv in einer Ausstellung ebenfalls Informationen und Fundstücke aus seinem Bestand zu diesem Besuch, wie beispielsweise Zeitungsausschnitte, Fotos und einen Brief des damaligen Oberrabbiners Adolf Altmann an den Trierer Oberbürgermeister.

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Miguel Castro (l.) und Alexander Wittlings gehen mit ihren Gästen für den Podcast „Porta - das Tor zur Geschichte“ auf historische Spurensuche.

Miguel Castro (l.) und Alexander Wittlings gehen mit ihren Gästen für den Podcast „Porta - das Tor zur Geschichte“ auf historische Spurensuche.

Foto: Johanna Heckeley

(Hinweis: Dieser Artikel wurde im Januar 2023 publiziert. Sie lesen die aktuelle Fassung)

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