Spätere Agrob Als eine Ehranger Fabrik weltweit exportierte: Wer war Paul Servais? (Podcast/Fotos)
Audio | Trier · Der Hamburger Elbtunnel wurde mit Ehranger Fliesen ausgekleidet: Vor 120 Jahren gründete der Luxemburger Paul Servais mit zwei Mitstreitern seine gleichnamige Fabrik – die mit Produkten für die Hausdekoration im Jugendstil auftrumpfte.
Die Servais-Werke? Nicht mehr so viele dürften in Trier und Umgebung noch diesen Namen kennen. Eher ist die Firma unter einem anderen Namen bekannt: Die Servais-Werke, gegründet vor über 120 Jahren im damals noch selbstständigen Ehrang, firmierten in späteren Jahrzehnten als Agrob. Erst 1993 schloss dieses Unternehmen seine Pforten, Ehrang war zu diesem Zeitpunkt ein Stadtteil von Trier geworden. Auf dem Gelände des einstigen Fliesenherstellers findet sich heute das Güterverkehrszentrum des Trierer Hafens.
Doch um das Jahr 1900 arbeiteten bis zu 750 Menschen in der Fabrik des Unternehmers Paul Servais in Ehrang. Sie stellten Fliesen im damals populären Jugendstil her, aber auch Vasen und Schalen.
Die Firma entstand 1878 unter dem Namen „Lamberty, Servais & Cie“. Dahinter steckten neben Paul Servais, dem Sohn eines luxemburgischen Eisenhüttenbesitzers, zwei weitere Unternehmer: der aus Trier stammende Philipp Lamberty, Betreiber einer Firma für Keramikplatten in Wasserbillg, sowie sein Betriebsleiter Bernhard Ferring. Rasch expandierte das Unternehmen, Paul Servais gründete weitere Firmen. 1908 starb der Fabrikant, seine Familie verkaufte das Werk einige Jahre später.
Jahrzehnte später, im Jahre 2012, stieß das Trierer Stadtmusem auf einer Antiquitätenmesse auf Vasen der damaligen Servais-Werke. Heute besitzt das Museum eine Sammlung an Produkten der einstigen Firma und stellt sie immer wieder aus.
Dass die Firma sich damals in Ehrang niederließ, hing mit dem günstigen Standort in der Nähe der neuen Bahnlinien in der Eifel und an der Mosel zusammen. Die Dekorfliesen in leuchtenden Farben waren „in der Zeit des Jugendstils ein Markenzeichen der Vereinigten Servais-Werke“, wie es in einer Broschüre des Stadtmuseums heißt.
Podcast: Diese Produkte stellten die Servais-Werke her
Im History-Podcast von volksfreund.de erklärt Dr. Bernd Röder vom Stadtmuseum Simeonstift Trier, wer Fabrikant Servais war, welche Mitarbeiter die Produkte erstellten und was das Schicksal der Firma war.
Unser Gast ist Spezialist für die Geschichte der Werke. Heute beherbergt das Stadtmuseum eine Sammlung an Produkten der Firma. Bernd Röder ist zudem Autor der Schrift „Die Servais-Werke“, erschienen 2020. Die Broschüre enthält neben weiteren Details zur Fabrik auch zahlreiche Motive der Servais-Produkte und ist im Stadtmuseum erhältlich. Weitere Informationen finden sich auch auf einer privaten Seite, die zu luxemburgischen Firmen umfassend informiert.