Tomb Raider: Die Tortur der Lara Croft

Trier · Die Kultserie um Computerspielheldin Lara Croft startet neu durch: In Tomb Raider 2013 begegnet der Spieler einer 21-jährigen Lara, die in einem harten und rauen Spiel viel aushalten muss und den Spieler dabei großartig unterhält.

Junge Archäologin mit zwei Pistolen und viel Holz vor der Hütte erkundet finstere Höhlen: 1996 kam der erste Tomb-Raider-Titel für Sega Saturn, PC und später die erste Playstation. Ein Kult begann. Lara Croft wurde zur Gaming-Ikone, die bis heute in neun Spielen, die 35 Millionen Mal verkauft wurden, die Hauptrolle übernahm. Zweimal verfilmte Hollywood das Thema mit Angelina Jolie in der Hauptrolle. Jetzt startet Square Enix die Figur neu: In Tomb Raider 2013 begegnet der Spieler einer 21-jährigen Lara, die in einem harten und rauen Spiel viel aushalten muss und den Spieler dabei großartig unterhält.

Das tut schon beim Zuschauen weh. Noch bevor der Spieler am Controller die Regie übernehmen kann, zeigt ihm Entwickler Crystal Dynamix deutlich, wo die Reise hingeht. Lara Croft hat gerade mal die Chance, in ihrer Kajüte an Bord der Endurance einmal in den Spiegel zu sehen, als das Schiff in einen Monstersturm gerät und Wassermassen das arme Mädel mit sich reißen. Geschockt, verletzt und zu Tode erschöpft landet sie auf der unbekannten Insel, vor der ihr Schiff auf Grund gelaufen ist. Doch der Horror hat gerade erst begonnen.

Die unbeschwerte Höhlenerkundung und Schatzsuche der frühen Tomb-Raider-Jahre sieht verglichen mit diesem neuen Spiel aus wie eine Sandmännchen-Folge neben dem Texas Chainsaw Massacre. Lara Croft, jung und unerfahren, kämpft um ihr Überleben und wird von diesem Kampf auch deutlich gezeichnet. Zerschrammt, blutend und verdreckt erlebt der Spieler die in der deutschen Version toll von Nora Tschirmer gesprochene Protagonistin in einem straff und bombastisch inszenierten Blockbuster. Die Spielwelt ist bunt, weit und stimmungsvoll, die grafische Darstellung war in meinem Test auf der Xbox 360 scharf wie ein Skalpell. Auch strukturell wird der Spieler durch Kämpfe jeder Art oder gut strukturierte Rätsel gefordert.

Lara lernt, wie man überlebt - und wie man tötet, um überleben zu können. Inhaltlich und grafisch harter Stoff, der auch die Einstufung "Ab 18″ erklärt. Die deutsche Fassung ist uncut und identisch mit der internationalen Version. Es fällt den Spieleveteranen nicht leicht, die Verbindung zwischen diesem rauen Action-Feuerwerk und der Lara der 90er Jahre zu finden. Doch das ist gar nicht nötig. Square Enix und Crystal Dynamix zeigen die Marke Tomb Raider in einem Ambiente, das den heutigen Marktansprüchen entspricht. Die Fans wollen eine starke Inszenierung, eine zumindest nachvollziehbare, optimalerweise aber packende Erzählebene und einen Helden, der nicht - so wie die frühere Lara Croft - unbesiegbar über allem schwebt, sondern Menschlichkeit und Verletzlichkeit zeigt. So ist Tomb Raider 2013 eine interessanteErweiterung des Horizonts alter Lara-Fans. Wer die Dame noch nie gesteuert hat, wird ebenfalls hervorragend unterhalten.

Tomb Raider bietet auch einen Multiplayer-Modus, der allerdings zwei Nachteile hat. Nummer eins: Lara kommt darin nicht vor. Nummer zwei: Er bietet Modi wie Team-Deathmatch, Capture the Flag und Domination, die in klassischen Shootern wesentlich interessanter präsentiert werden.

Fazit: Tomb Raider 2013 ist eine Tortur für Hauptdarstellerin Lara, aber ein interessantes und stark inszeniertes Erlebnis für den actionaffinen Spieler. Jörg Pistorius

Tomb Raider: Entwickler Crystal Dynamics, Publisher Square Enix. Erschienen für Xbox 360 (getestet), Playstation 3 und PC. Frei ab 18 Jahren.

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