Geschichte zum Hören Mithras, Sol und Jesus: Warum wir Weihnachten am 25. Dezember feiern

Audio · Das Weihnachtsfest ist eine der wichtigsten Feiern im Christentum: Seit Jahrhunderten wird damit an Jesu Geburt erinnert. Doch dass hierfür ein bestimmtes Datum ausgewählt wurde, ist kein Zufall. „Schuld“ ist die antike Götterwelt der Römer. Mehr hierzu in der neuen Episode unseres Geschichts-Podcasts „Porta“.

Spektakulärer Fund: Bei archäologischen Ausgrabungen auf dem Gelände des früheren Trierer Polizeipräsidiums ist 2023 ein 1,20 Meter hohes Kalksteinrelief des Cautes, eines Begleiters des römischen Lichtgottes Mithras, entdeckt worden. Es befindet sich jetzt in der Restaurierungswerkstatt des Rheinischen Landesmuseums Trier.

Foto: Roland Morgen

Ein sensationeller archäologischer Fund in Trier, auf dem Gelände des abgerissenen Polizeipräsidiums, förderte 2023 ein etwa 1,20 Meter großes Relief ans Tageslicht, welches den Cautes zeigt. Der war einer der beiden Fackelträger des Mithras, ein aus dem Orient stammender Gott, der in der Spätantike im Römischen Reich verehrt wurde. Auch in Trier, denn die Entdeckung des Cautes durch die Archäologen der Landes-Generaldirektion Kulturelles Erbe beweist, dass hier ein Mithräum, ein Tempel des Mithras, existiert hat. Noch immer ist dieser Mysterienkult, dessen Mitglieder zur Verschwiegenheit verpflichtet waren, nicht vollständig erforscht. Für das kommende Jahr dürfte mit neuen Erkenntnissen zu rechnen sein, zukünftig könnte die Cautes-Figur auch im Rheinischen Landesmuseum zu bestaunen sein. Dort haben Besucher schon jetzt die Möglichkeit, andere antike Überreste im Zusammenhang mit dem Mithras-Kult zu bestaunen.

Lothar Schwinden.

Foto: Roland Morgen

Doch Mithras ist an diesen Tagen auch relevant in einem anderen Bereich: dem Weihnachtsfest der Christen. Denn am 25. Dezember wird nicht nur die Geburt des Sohn Gottes gefeiert - auch die Mithras-Anhänger ehrten ihr „Idol“ an diesem Tag. Und ebenso wurde einer anderen Gottheit der Römer, dem Sol Invictus (der unbesiegte Gott), an diesem Tag gehuldigt. Wie das alles zusammenhängt, erfahren Sie in der neuen Episode unseres Podcasts „Porta - Das Tor zur Geschichte“ im Gespräch mit dem Trierer Historiker Lothar Schwinden.

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Wer war der römische Gott Mithras?

Mithras war ein orientalischer Gott aus Kleinasien. Er kam in der späten Phase des Römischen Reiches auf und war vor allem unter Soldaten und Kaufleuten verbreitet. Der Mysterienkult wurde in unterirdischen Tempelräumen gepflegt - in Übereinstimmung mit der Schöpfungsgeschichte des Mithras, der aus einem Fels geboren sein soll. Mithras war zudem nicht die einzig Gottheit der Römer.

Wer waren die römischen Götter

Die Römer herrschten zu ihrer Hochzeit über weite Teile des heutigen Europas, Kleinasien und Nordafrika - und entsprechend groß war die Vielfalt an Gottheiten.

  • Jupiter, Juno und Minerva: Die drei antiken Gottheiten standen in der Hierarchie an der Spitze und waren als "kapitolinische Trias" bekannt. Jupiter entsprach dem griechischen Gottvater Zeus, Juno war die Gemahlin des Jupiters und Göttin der Geburt und Minerva die Göttin der Weisheit.
  • Mars: Der bekannte Kriegsgott der Römer.
  • Neptun: Gott des Meeres, entspricht dem griechischen Poseidon.
  • Sol (Invictus): Der unbesiegte Sonnengott. Seine Verehrung nahm nach dem Sieg des römischen Kaisers Aurelian über die Palmyrer (im Jahre 272 nach Christus) an Bedeutung zu. Ihm wurde am 25. Dezember gehuldigt, dem damals nach dem julianischen Kalender so festgelegten kürzesten Tag des Jahres.
  • Mithras: eine orientalische Gottheit, der mystische Kult gehört zur Gruppe der Erlösungsreligionen.
  • Kybele, auch Magna Mater (große Mutter), eine Gottheit aus Kleinasien.
  • Attis, der jugendliche Geliebte der Kybele. Er entmannte sich selbst. Eine kleine Statue dieser Gottheit (mit einem ungewöhnlichen Hosengewand) findet sich im Rheinischen Landesmuseum.
  • Isis, ägyptische Gottheit, Herrin der Unterwelt. Sie konnte aber auch universell betrachtet werden.
  • Serapis, griechisch-ägyptischer Gott. Im Tempelbezirk von Tawern (Kreis Trier-Saarburg) entdeckten Archäologen ein Relief, welches Isis und Serapis huldigt.
  • Lenus Mars, keltischer Gott, in der Region des heutigen Trier verehrt. Ein Tempel im zu Ehren stand im Irminenwingert im heutigen Trier-West.

Über unseren Experten

Unser Gast ist der Historiker Lothar Schwinden. Er war lange Zeit beim Rheinischen Landesmuseum in Trier tätig und hat unter anderem die landesweit beachtete Ausstellung zum römischen Kaiser Konstantin 2007 mitkuratiert - der Kaiser, der der christlichen Religion vor 1700 Jahren zum Durchbruch verhalf, indem er sie offiziell zuließ (im Jahre 313). Rund 80 Jahre später sollte ein anderer Kaiser das Christentum zur Staatsreligion erheben. Lothar Schwinden ist zudem als Epigraphiker ein Experte für antike Handschriften und Inschriften, zum Beispiel auf Grabdenkmälern oder Götterstatuen, und hat mehrere wissenschaftliche Aufsätze verfasst.

Geschichte der Region Trier, Eifel, Mosel: Podcast "Porta"
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Foto: Andreas Sommer

Mehr zur Geschichte von Trier und seinem antiken Welterbe sowie seinem Niedergang können Sie in dieser Fotostrecke auf volksfreund.de, in der Dauerausstellung des Rheinischen Landesmuseums in Trier, in unserer mehrteiligen Serie zum Untergang Roms mit den Folgen für die Region Trier sowie in den Beiträgen auf www.volksfreund.de/porta aufrufen.

Über unseren Podcast

Unser Podcast „Porta - Das Tor zur Geschichte“ erscheint alle zwei Wochen. Gerne können Sie uns empfehlen oder unsere Folgen teilen. Und wenn Sie Fragen oder Anregungen haben: Schreiben Sie uns eine Mail an podcast@volksfreund.de.

Neue Folgen ab Januar 2024

Mit dieser Episode verabschieden wir uns in die Weihnachtspause. Am 11. Januar 2024 geht es weiter mit einer neuen Folge. Aber weitere Episoden aus der römischen Vergangenheit unserer Region können Sie in unserer Infostrecke abrufen. Hören Sie rein!