Zoff im Heavy-Metal-Paradies

"Brütal Legend" ist kein Druckfehler: Mit dem im Englischen unbekannten Ü karikiert der Titel den Heavy-Metal-Kniff, Bandnamen wie Motörhead oder Mötley Crue böser wirken zu lassen. Das gesamte Spiel dreht sich um den klassischen Heavy Metal - eine Software-Hommage an die etwas lautere Musik.

Trier. Eddie ist ein Roadie. Einer der Unsichtbaren, die die Bühne zusammenbauen und die Instrumente zum klingen bringen. Aber Eddie - er sieht aus wie eine Zwei-Meter-Version des in der Realität eher kleinen und dicken Schauspielers Jack Black, der ihm auch seine Stimme leiht - ist völlig verzweifelt. Die Band, für die er arbeitet, hat von Metal keinen Schimmer. Doch ein Unfall hebt Eddies Laune gewaltig an: Er wird während eines Konzerts von einem Teil seines eigenen Bühnenbilds erschlagen und wacht in einer Parallelwelt wieder auf - einem Heavy-Metal-Paradies mit dämonischen Kreaturen, jeder Menge Magie, witzigen Wortwechseln, herrlich karikierten Charakteren und epischen Schlachten, untermalt vom Donner vieler Metal-Klassiker.

Eddie wird zum Anführer des Widerstands gegen den Dämonenlord Doviculus, der die freien Völker unterdrückt. Dieser Widerstand spielt sich in 23 Haupt- und 30 Nebenmissionen ab und umfasst mehrere Spielweisen.

Deren beste ist der klassische Action-Part: Eddie schwingt seine Axt und elektrisiert (im wörtlichen Sinne) seine Gegner mit seiner Flying-V-Gitarre. Diese nutzt er auch zum Beschwören seines aufrüstbaren Hotrods, mit der er durch die Heavy-Metal-Welt braust und Rennen gegen einen zum Brüllen witzigen Dämonen fährt, der an chronischer Melancholie zu leiden scheint.

In einigen Missionen wird "Brütal Legend" zum 3D-Strategie-Titel. Dieser Teil ist mühsam zu handhaben, der Spieler verliert leicht die Übersicht über das Geschehen, und auch die Steuerung der Einheiten ist nicht präzise. Dafür sind die Action-Einlagen um so besser gelungen. Der Grafik-Stil ist comichaft überzeichnet, es wimmelt vor skurrilen Gestalten, finsteren Dämonen und monströsem Getier. "Brütal Legend" bietet zum Spielbeginn an, allzu krasse Kampfszenen zu entschärfen und verbale Entgleisungen zu beepen.

Action super, Strategie so lala - was macht "Brütal Legend" zu einem außergewöhnlichen Spiel? Die Charaktere, die Musik, die aus Heavy-Metal-Fantasien bestehende Story. Der Spieler trifft auf viele Bekannte: Lita Ford ist eine lanzenschwingende Amazone, Lemmy Kilmister von Motörhead spielt den obersten Heiler, Ozzy Osbourne ist der Hüter der Motoren-Schmiede, in der Eddie sein Gefährt aufrüsten kann. Der Soundtrack umfasst 108 Songs von 75 Bands, darunter herrliche Klassiker aus den 80ern wie "Fast as a Shark" von Accept mit der Stimme von Udo "Die Kreissäge" Dirkschneider, "Still of the Night" von Whitesnake oder "Rock of Ages" von Def Leppard. Hinter "Brütal Legend" steckt Entwickler-Legende Tim Schaefer, der den unsterblichen Klassiker "Day of the Tentacle" geschaffen hat.

"Brütal Legend" wurde auf einer Xbox 360 getestet und ist zudem für die PS3 erschienen. Das Spiel ist frei ab 18.

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