Ergotherapie hilft "Störenfried" & Co

Die Ergotherapie unterstützt Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Mit speziellen Übungen und Methoden aus der Verhaltenstherapie verbessert die Ergotherapie die gesellschaftliche Teilhabe und die Lebensqualität.

Seit Jahren gehören zunehmend Kinder und Jugendliche zur Klientel der Therapeuten. Martin ist 7 Jahre alt und besucht wie die meisten Kinder seines Alters die 1. Klasse. Aber Martin ist anders. Er ist selten bei der Sache und stört die anderen Kinder beim Lernen. "Zappelphilipp" nennen sie ihn und gehen ihm am liebsten aus dem Weg. Auch die Lehrer haben Schwierigkeiten mit ihm. Martin leidet unter ADHS, einer Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung. Das Heilmittel Ergotherapie bietet individuelle Therapieprogramme, die Kindern wie Martin helfen, sich im Alltag besser zurechtzufinden: Tagesstrukturierung und Selbst-Organisation werden ebenso trainiert wie das Einhalten von Regeln, Konzentrationsvermögen und situationsgerechtes Verhalten. Die Diagnose ADHS wird vom Kinder- und Jugendpsychiater oder vom behandelnden Kinderarzt gestellt. Martin ist kein seltener Fall. In Deutschland leiden Schätzungen zufolge drei bis sieben Prozent aller Kinder an ADHS. Jungen sind vier Mal so häufig betroffen wie Mädchen. Die Ursachen für ADHS sind zu 80 Prozent genetisch bedingt. 20 Prozent werden auf Umfeld-Bedingungen zurückgeführt. Dass "etwas nicht stimmt", fällt häufig erst in der Schule auf: Kinder mit ADHS sind entweder sehr impulsiv und hyperaktiv oder aber völlig in sich gekehrt und verträumt. Wegen ihres auffälligen Verhaltens sind sie bei ihren Mitschülern oft nicht besonders beliebt. Auch innerhalb der Familie von ADHS-Kindern ist das Miteinander eher kompliziert. Es gibt bereits morgens beim Aufstehen Streit und Auseinandersetzungen wegen des unaufgeräumten Zimmers oder auch bei den Hausaufgaben. Selbst Spielen kann zum Problem werden, da die Kinder schnell abgelenkt und fahrig sind. Eltern von ADHS-Kindern müssen viel Zeit und Geduld aufbringen.
Ergotherapie - ein wichtiger Ansatz

Eine Erfolg versprechende Behandlung von ADHS bezieht Eltern, Geschwister, Lehrer und eventuell weitere Bezugspersonen des Kindes mit ein. Verhaltenstherapie und auch bestimmte Medikamente sind typische Maßnahmen. Einen weiteren, wichtigen Baustein der Behandlung stellt Ergotherapie dar. Hier erlernen die Kinder allein oder in kleinen Gruppen, besser mit sich, dem Alltag und anderen Menschen umzugehen: Dann macht es ihnen auch Spaß, mit anderen zu spielen und gemeinsam etwas zu bauen. Sie stellen fest, dass Vieles mit Konzentration und Ausdauer besser gelingt. Einen Tag selbst und aktiv zu gestalten ohne am Ende im Chaos zu landen, gibt diesen Kindern Selbstvertrauen. Diese und weitere Schlüssel-Erfahrungen werden in der Ergotherapie systematisch erarbeitet und helfen den Behandelten auf dem Weg in die Normalität.

Ergotherapie ist eine Leistung der Krankenkassen und wird vom Haus-/ Kinderarzt oder vom Psychiater verordnet.
ADHS - verschwindet nicht von alleine

ADHS ist keineswegs, wie immer wieder behauptet, eine Krankheit, die sich auswächst. Ganz im Gegenteil. Das Erscheinungsbild wandelt sich je nach Entwicklungsstand und Alter des Betroffenen. Zudem können sich ohne gezielte Behandlung weitere Störungsbilder entwickeln. In Deutschland leiden auch drei Prozent der Erwachsenen an ADHS: Probleme am Arbeitsplatz, ein gestörtes Sozialverhalten, unkontrollierte Aggressionen und massive Selbstzweifel können die Folge sein. Bei frühzeitiger und gezielter Behandlung bereits im Kindesalter hätte dieses Schicksal vielen erspart werden können. Nicht immer sind die genannten Probleme ein Zeichen für ADHS. Daher sollte der Arzt auch andere Diagnosen in Betracht ziehen, beispielsweise eine Störung des Sozialverhaltens oder eine Angststörung. Auch in diesen Fällen kommt Ergotherapie mit Erfolg zum Einsatz.

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