"Mein Leben war köstliche Mühsal!"

A m 23.März 1983, also vor 20 Jahren, starb die Heimatschriftstellerin Maria Croon in Britten und wurde auf ihren Wunsch in Meurich beerdigt, wo sie am 13.Mai 1891 geboren worden war - vor 112 Jahren.

In dem kleinen Bauerndorf Meurich begann ihr Leben und hier wollte sie begraben werden. Der Kreis hat sich in Meurich geschlossen. Sie ist weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus bekannt: Maria Croon, die geschätzte und beliebte Heimatschriftstellerin. Man kann sie auch eine Chronistin nennen, da sie das bäuerliche Leben ihrer Heimat in allen Facetten festgehalten hat. Maria Croon hat es meisterhaft verstanden, Brauchtum, Sitten und Lebensgewohnheiten unserer Vorfahren in kleine Geschichten und Erzählungen zu verpacken, sie lebensnah darzustellen. Sie hat manchem Kauz und Original aus den Dörfern des Saargaus in ihren Büchern ein bleibendes Denkmal gesetzt. Diese Werke auf Papier überdauern die aus Bronze und Marmor, die für berühmte Männer und Frauen aufgestellt wurden. Die Denkmäler der Maria Croon kommen aus dem Herzen, wurden mit Liebe geschrieben und leben deshalb auch in den Herzen ihrer Leser weiter. Zu den Büchern der Maria Croon kann man stehen , wie man will, doch im Herzen angerührt wird wohl jeder von ihnen. Manch älterer Leser wird viele der Originale wiedererkennen, denn zu der Zeit, in der die Geschichten der Maria Croon spielen, gab es sie in fast jedem Dorf des Saargaus. Es ist der typische Menschenschlag des Saargaues, den Maria Croon schildert: arbeitsam und fleißig, aber auch schlitzohrig und verschmitzt; er hat es "fouschdendick henner de Ouhren".Die Jugendjahre: Maria Croon wurde am 13. Mai 1891 in dem kleinen Bauerndorf Meurich im Kreis Saarburg als Maria Brittnacher geboren. Sie wuchs im Hause der mütterlichen Großeltern auf, ein nicht sehr großer Bauernhof, der aber doch die Familie mit ihren acht Kindern ernährte. Wie es zu der Zeit üblich war, musste Maria, wie auch ihre Geschwister, im bäuerlichen Betrieb mithelfen. Hier war jedes Kind entsprechend seinem Alter und seinen Kräften im bäuerlichen Tagesablauf eingeplant. Maria war die Jüngste; ihre Aufgabe war es, das Vieh auf der Weide zu hüten. Bei dem stundenlangen Verweilen auf den Wiesen konnte sie ihren Fantasien freien Lauf lassen. Sie war ein aufgewecktes Kind, das aufmerksam seine Umwelt beobachtete und das Gesehene im Inneren festhielt. Viele Jahre später wurden diese Eindrücke ihrer Jugend schriftstellerisch verarbeitet. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Autoren waren ihre Wahrnehmungen aus der Jugend, die sie zu Papier brachte, positiv. Sie brachte den Lesern die bäuerliche Welt ihrer Kindheit nahe, ohne sie jedoch zu verherrlichen. Maria Croon schilderte das Leben der Bauern, wie es war - hart und mühsam, doch von einem starken Glauben durchdrungen. Dieser Glaube ließ sie alle Mühsal und Schicksalsschläge überstehen; sie ruhten in ihrem Glauben und in Gott.Dörfliches Leben: Ihre Eindrücke und Erfahrungen aus der Jugend brachte Maria Croon später zu Papier, wobei sie die Menschen schilderte, denen sie im dörflichen Leben begegnete und die das junge Mädchen beeindruckten. Es waren einfache, schlichte Menschen, die sie in ihren Büchern beschrieb. Leute, die von ihrem Leben und ihrer Arbeit nicht viel Aufhebens machten. Doch im dörflichen Alltag, der von harter Arbeit geprägt war, gab es viele stille Helden. Hier waren es die Frauen, die trotz ihrer zahlreichen Kinder und der vielen Haus- und Feldarbeit immer wieder Zeit zu einem kurzen Gebet fanden. In den Häusern des Dorfes und des Saargaus lebten oft vier Generationen unter einem Dach, die gemeinsam an einem Tisch saßen. Wenn die Eltern oder Schwiegereltern krank oder pflegebedürftig wurden, so war es selbstverständlich, dass sich die Tochter oder Schwiegertochter um sie kümmerte und pflegte. Auch die Nachbarn sprangen einander bei, wenn sie gebraucht wurden. Man ließ sich nicht im Stich, man half sich gegenseitig. Es war die Zeit, da man noch Zeit füreinander hatte. So heißt auch der Titel eines der Bücher von Maria Croon: "Aus der Zeit, da man noch Zeit hatte". In der Jugend von Maria Brittnacher waren die langen Winterabende bei Jung und Alt besonders beliebt, denn dann wurden allerhand Geschichten und Schnurren erzählt. Die Nachbarn trafen sich mit Kind und Kegel in der Bauernstube, wo die Frauen und Mädchen strickten und die Männer und Burschen bäuerliche Gerätschaften wie Rechen und Reiserbesen anfertigten oder reparierten. Dabei schmauchten die Männer ihr Pfeifchen, dass die Stube manchmal im Tabaksqualm versank. Der selbstgemachte Viez, der nie fehlen durfte, wurde dabei getrunken. Die Kinder spielten "Buhnemill", ein Brettspiel, dessen Steine durch Bohnen ersetzt wurden. Die Alten saßen auf der "Taakbank", wärmten die alten Glieder und erzählten ihre Geschichten. Dabei hörten ihnen die Jungen und Mädchen atemlos zu. Hier bekam Maria Brittnacher viele ihrer Stoffe geliefert, die sie später in ihren Geschichten und Büchern verarbeitete. In ihren Schilderungen des dörflichen Alltags brachte sie oft recht knorrige Figuren hervor, die sie liebevoll, doch auch manchmal mit einer leisen Kritik zeichnete. Sie war nie verletzend, gab auch der schlimmsten "Dorfretsch" noch einen liebevollen "Touch". Acht Jahre lang ging Maria Brittnacher in die zweiklassige Volksschule nach Kirf, dem Pfarrdorf von Meurich. Als sie lesen konnte, verschlang sie alles, was es im Elternhaus an Lesbarem gab. Dies war nicht allzuviel, denn außer der Bibel, dem Michaelskalender und dem Paulinusblatt gab es nichts. Dies änderte sich, als in der Pfarrei eine Borromäusbücherei eingerichtet wurde. Maria Brittnacher kam nun an wichtige Literatur, die ihren späteren Lebensweg beeinflussen sollte. Sie lernte die Großen der Weltliteratur kennen und lieben.Die Lehrerin: Sie war noch keine 14 Jahre alt, als sie nach Saarburg an die Präparandie (Vorbereitungsschule: Unterstufe der ehemaligen preußischen Lehrerseminare) zu einer dreijährigen Ausbildung kam. Diese musste sie erfolgreich abschliessen, um zum Studium am "Königlich-katholischen Lehrerinnenseminar" in Saarburg zugelassen zu werden. Am 4. Februar 1911 erhielt Maria Brittnacher das "Zeugnis der Befähigung als Volksschullehrerin". Während dieser Zeit wurde ihre erste Erzählung "Künstlerschicksal" im "Paulinus" veröffentlicht. Man kann sich denken, dass die 19-jährige Lehramtsbewerberin überglücklich war, als sie ihr Erstlingswerk gedruckt in Händen hielt. Bereits am 8. Februar 1911 trat die Schulamtsbewerberin Brittnacher ihre erste Stelle im saarländischen Hüttersdorf an. Nach Bestehen ihrer "Zweiten Prüfung" erhielt sie in Hüttersdorf ihre erste feste Anstellung, nachdem sie zwischenzeitlich Vertretungen in Fraulautern und Schmelz-Außen gemacht hatte. Hier lernte sie den aus Hüttersdorf stammenden, am 30. Januar 1885 geborenen Lehrerkollegen Nikolaus Croon kennen, den sie später heiraten sollte. Als er 1914 eingezogen wurde, gestand er ihr seine Liebe und die beiden beschlossen, nach Ende des Krieges zu heiraten. Es sollte aber noch vier Jahre dauern, bevor sie im Juli 1918, während eines kurzen Urlaubs, heiraten konnten. Doch der junge Leutnant der Reserve musste wieder zurück an die Front und seine junge Frau durfte weiter an der Schule unterrichten. Als ihr Mann jedoch im November 1918 endgültig heimkehrte, musste sie als Ehefrau aus dem Schuldienst ausscheiden. Bald kam der älteste Sohn Helmut zur Welt und die Croons wohnten noch zweieinhalb Jahre in Hüttersdorf, ehe sie in das größere Lehrerdienstwohnhaus in Primsweiler zogen, wo die Tochter Ilse geboren wurde. JOSEF OLLINGER

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