300.000 Euro, von denen niemand etwas weiß

Ein wenig Verwunderung war zu sehen bei manchem Besucher der West-Side-Story am Donnerstagabend in der Trierer Bobinet-Halle: 710.000 Euro solle das Theater einsparen, erklärte Schauspieler Michael Ophelders dem Publikum, um dann zur Unterschrift gegen die Einsparpläne aufzurufen.

Die Rede vor der Aufführung gehört quasi zum Programm, seit bekannt wurde, dass Kultur- und Wirtschaftsdezernent Thomas Egger dem Theater heftige Einschnitte verordnet hat. Doch 710.000 Euro - diese Zahl überrascht, weil bisher immer von einer Million Euro als Vorgabe die Rede war. Nachgefragt bei Ophelders, wo 290.000 Euro geblieben, beziehungsweise hergekommen sind. Der Schauspieler, der den Text nur verlesen und nicht verfasst hat, kann es sich nicht erklären, wundert sich aber auch, denn bei der Vorstellung am Sonntag war die Million noch im Text.

Auch im Internet bei der von 2870 Unterstützern gezeichneten Online-Petition taucht kurzzeitig 700.000 Euro als Einsparforderung auf - mittlerweile ist der Betrag dort wieder durchgestrichen. Nachfrage bei der Stadt: "Bei der Einsparvorgabe von einer Million Euro gibt es keine Änderung", sagt Sprecher Ralf Fühauf. Nachfrage beim Theater: "Ein Missverständnis", klärt Chefdramaturg Peter Oppermann auf. Da sei in der internen Kommunikation was schief gelaufen. Die Million stehe, genau wie der Widerstand dagegen.

Eine Zahl, die an mehreren Stellen auftaucht, die aber alle Beteiligten dementieren - das lässt zumindest ein wenig Raum für Spekulationen. Mit Maximalforderungen ins Rennen zu gehen und sich nachher einer Kompromiss-Zahl anzunähern, gehört schließlich von Tarifverhandlungen bis zu Haushaltsberatungen zum politischen Geschäft. Nicht ausgeschlossen also, dass die 700.000 Euro am Ende der Debatte nochmal auftauchen. Auch wenn selbst 300.000 Euro weniger Sparsumme für die Theaterleute ein schwacher Trost wären. Oppermann: "Auch bei dieser Zahl könnten wir nicht aufatmen."

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