Abc und Einmaleins

„Nicht allein das Abc bringt den Menschen in die Höh“, dichtete einst Wilhelm Busch in seiner Lausbubengeschichte Max und Moritz. Abc und Einmaleins prägen allerdings maßgeblich die Entwicklung der Kinder, und so macht sich derzeit die Landespolitik verstärkt Gedanken darüber.

Aufgeschreckt von einem bundesweiten Bildungsvergleichstest, bei dem die Viertklässler aus Rheinland-Pfalz schlecht in Deutsch und Mathe abschnitten, dringt die CDU auf eine Reform der seit 2009 geltenden Grundschulordnung. Ein Antrag für den Landtag nächste Woche ist bereits formuliert. Die Opposition verlangt etwa die Rückkehr zu verbindlichen Lehrplänen. Noten müssten sich an allgemeingültigen Maßstäben ausrichten. Zurzeit sind individualisierte Noten möglich, so dass auch schwächere Schüler eine gute Bewertung bekommen können. Das Vorpreschen der Union ruft flugs Lehrerorganisationen auf den Plan. Schon verurteilt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die CDU-Pläne als rückwärtsgewandt. Und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) warnt, man dürfe die gute rheinland-pfälzische Bildungspolitik nicht schlechtreden und zum politischen Zankapfel machen. Eben das zeichnet sich ab, nachdem FDP-Landeschef Volker Wissing angesichts des Bildungstests höhnt, mit der gepriesenen SPD-Bildungspolitik sei es wohl doch nicht so weit her. Die zuständige Bildungsministerin Doris Ahnen hält sich auffallend bedeckt. Dass auch sie wohl Handlungsbedarf sieht, macht allenfalls der Hinweis ihres Sprechers deutlich, im November stünden Gespräche mit den Lehrerverbänden an. In der Debatte legt die Politik hoffentlich ihre Streitlust beiseite und erinnert sich an die Lausbuben Max und Moritz. Deren vierter Streich beginnt mit den dichterischen Worten: "Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss."

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