Auf nach Frankfurt!

Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, hat man nicht mehr viel Spielraum. So ist das im Leben. Politiker wissen das zur Genüge. Schließlich gehört es zu ihrem täglichen Geschäft, sich wieder neuen Handlungsspielraum zu verschaffen.

Der allseits beliebte Yves Mersch, dienstältester Chef der Luxemburger Zentralbank, versuchte dieses Jahr, ins Direktorium der Europäischen Zentralbank aufgenommen zu werden. Jean-Claude Juncker, Regierungschef im Großherzogtum, hatte ihn wärmstens empfohlen. Eigentlich war alles schon hübsch gedealt mit den Großkopferten an den Entscheidungshebeln. Doch dann kam das europäische Parlament und bestand darauf, dass Yves Mersch eine Frau sein müsste, wenn er unbedingt ins Direktorium wollte. Natürlich sagten die Parlamentarier, dass es eine Frau sein müsse wegen der Quote, sonst hätten sie nichts gegen Mersch. Damit begann die Odyssee, und Juncker, der sich schon gefreut hatte, seinen unbequemen Zentralbanker nach Frankfurt wegloben zu können, musste noch mal sein europäisches Netzwerk nutzen, um Herrn Mersch doch noch von der Mosel an den Main zu bekommen. Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, hilft eben nur der Kampf nach vorne. Als Euro-Gruppenchef ist ein gewisser Einfluss in dieser Sache sicher hilfreich gewesen. Am Montag nun soll Mersch mit dem Segen aller 17 Euro-Länder ernannt werden. Und so wird am Ende doch noch alles gut, und Mersch kann sich in die Reihe Luxemburger Spitzenfunktionäre in der großen, weiten Welt stellen.

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