Aufgeschlagen: Mordsommer von Rudi Jagusch

Es ist Nacht, es gibt keinen Handyempfang und ein heftiges Unwetter zerstört den einzigen Fluchtweg. Sieben Schulfreunde kämpfen in einem verlassenen Eifeldorf um ihr Leben.

Aufgeschlagen: Mordsommer von Rudi Jagusch
Foto: (g_kultur

Als der erste von ihnen stirbt - gefoltert und ermordet - ahnen sie, warum sie mit einem anonymen Brief in die Einsamkeit gelockt wurden. Denn sie teilen ein dunkles Geheimnis. Bester Stoff für einen packenden Thriller.

Allerdings ist es nicht nur Spannung, die den Leser befällt, wenn er "Mordsommer" aufschlägt. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto widerwilliger blättert man um. Rudi Jagusch kitzelt den Leser mit einem Gefühlsgemisch aus Neugier und Angewidertsein. Mit Rückblenden und Perspektivwechseln hält er den Leser bei Laune, während er ihm immer mehr Grausamkeit zumutet. Er dröselt die Biografie der Figuren auf und gibt tiefe Einblicke in die Gefühlswelt der Protagonisten - eine Welt, die erschreckt und zeigt, wie Jugendliche zu Sadisten werden.

Diesen Prozess mitzufühlen, den Jugendlichen beim immer härteren Quälen zuzusehen und der Katastrophe entgegenzuzittern, geht an die Nieren. "Mordsommer" lässt einen verstörten Leser zurück, der sich fühlt, als sei er selbst gefoltert worden. Nichts für schwache Nerven. Andrea Weber

Rudi Jagusch "Mordsommer", 464 Seiten, Heyne Verlag, 9,99 Euro

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