Aufgeschlagen – Neue Bücher Der Teufel steckt im Kleingeld
17,70 Euro: das letzte bisschen Geld auf Sophies Konto. Mit 17,70 Euro muss die arbeitslose Journalistin und Autorin bis zum Monatsende auskommen. Und während sie vereinsamt, hungert und Fremden anbietet, ihre Wäsche gegen Geld zu bügeln, beginnt Sophie, ein Buch zu schreiben. Darin verarbeitet sie die Streitereien mit der Mutter, die erniedrigende Suche nach der günstigsten Mahlzeit, die Einsamkeit vor dem Computerbildschirm.
Sophie Divrys Roman „Als der Teufel aus dem Badezimmer kam“ handelt von Sophies Leben in Armut und ihrer Arbeit an einem Roman über ihr Leben in Armut. So weit, so selbstreflexiv. Das klingt arg nach Arme-Poetin-Klischee, nach romangewordenem Selbstmitleid und metaliterarischer Nabelschau. Aber Divry stellt diese Erwartungen auf den Kopf: „Als der Teufel aus dem Badezimmer kam“ ist ein origineller, intelligenter, urkomischer und vor allem (im positivsten Sinne) seltsamer Roman.
Denn was als schwarzhumorige Künstlerprekariatsgeschichte beginnt, wird immer absurder: Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Sophie hält Zwiegespräche mit Teufel und Toaster. Sie zählt in seitenlangen Listen Männer auf, die sie nicht haben will und Konzerte, die sie sich nicht leisten kann (wie etwa „Crime against ÖPNV“ oder „Ostzonenkühe im Schlachthaus des Westens“). Im Schriftbild tauchen Tintenkleckse, Herzchen und Augen auf, Buchstaben fallen aus den Zeilen.
Das ist hier etwas überladen, da etwas zu zynisch. Doch insgesamt legt Divry einen kunstvollen, raffinierten Roman vor, der sich dennoch schnell und unterhaltsam liest. Das liegt nicht zuletzt an der hervorragenden Übersetzung von Patricia Klobusiczky: Sie meistert die schwierige Aufgabe, Divrys sprachliche Finesse, Ironie, Zweideutigkeiten und Wortspielereien in Deutsche zu übertragen, mit Bravour.
Noch nie waren Armut, Langeweile, Einsamkeit und Depression witziger!
Sophie Divry, Als der Teufel aus dem Badezimmer kam, Roman, aus dem Französischen von Patricia Klobusiczky, Ullstein Verlag 2017, 272 Seiten, 21 Euro.