Es ist dieser eine strahlende Moment vollkommenen Triumphs. Paul Atreides, Sohn des Herzogs Leto des Gerechten, hat die Mörder seines Vaters bestraft, die Elitearmeen des galaktischen Imperators geschlagen und selbst den Thron bestiegen. Am Ende des ersten Buchs von Frank Herberts Romanzyklus "Der Wüstenplanet" (Im Original: Dune) ist der junge Paul der Archetyp des klassischen Helden. Das soll sich im weiteren Verlauf der Geschichte gewaltig ändern.

Denn der Held kann die Kräfte, die ihm zum Sieg verholfen haben, nicht mehr steuern. Die Armeen der Fremen - so heißt das unschlagbare Kriegervolk auf dem Wüstenplaneten Arrakis - überziehen das Universum mit einem Krieg in Pauls Namen. Sie nennen ihn Muad'Dib und verehren ihn als Messias. Der Autor Frank Herbert (1920-1986) hat den Dune-Zyklus 1963 begonnen und zögerte damals nicht, seine Hauptfigur zur Inspiration eines galaktischen Glaubenskriegs zu machen, in dessen Verlauf Milliarden Menschen sterben. Vom einst strahlenden Helden bleibt nichts übrig, Muad'Dibs Geschichte endet in bitterer Resignation über die "unabwendbare Raubtiernatur des Menschen".

Paul Atreides ist damit eine der komplexesten Figuren der klassischen Science Fiction. Sein Sturz vom Podest der absoluten Identifikationsfigur zum religiös verklärten Auslöser eines unvorstellbaren Kriegszugs ist eine starke Reflexion völlig realer Ereignisse in Geschichte und Gegenwart.

Der Zyklus um den Wüstenplaneten wurde erst 20 Jahre nach seiner Entstehung zum Weltbestseller - nach der Verfilmung durch Regisseur David Lynch 1984. Bis heute ist "Dune" eines der stärksten Werke der klassischen Science Fiction, und der Muad'Dib ist eine ihrer stärksten Figuren. Jörg Pistorius

Frank Herbert, "Der Wüstenplanet", Heyne Verlag, Ausgabe von 2001, 9,95 Euro.