Literatur Der King Lear der Medienbranche

Der Medienmogul Henry Dunbar möchte seinen Konzern in jüngere Hände geben. Zukünftig sollen seine beiden Töchter Abigail und Me­gan die Geschäfte führen, während er sich mit einem Posten im Aufsichtsrat zufriedengeben will.

„König Lear“ von Shakespeare hat in „Dunbar und seine Töchter“ einen würdigen Nachfolger gefunden. Edward St Aubyn hat die Geschichte neu erzählt.
Foto: TV/Verlag

Doch seine Töchter haben andere Pläne. Mit Hilfe des nicht minder korrupten Arztes Dr. Bob lassen sie ihren Vater für verrückt erklären und schieben ihn in ein Sanatorium im Lake District ab.

Dort lernt er den alkoholabhängigen Komiker Peter kennen. Zusammen versuchen die beiden ungleichen Männer über das Hochmoor zu fliehen.

Doch Abigail und Megan haben bereits Suchtrupps und Helikopter losgeschickt, um die zwei Männer wieder einzufangen. Dabei schrecken sie auch vor Folter nicht zurück.

Währenddessen sucht seine dritte, ihn wirklich liebende Tochter Florence ebenfalls nach ihrem Vater. Dabei hatte Dunbar sie in einem Anfall von Zorn enterbt, was ihm im Nachhinein aber schon wieder leidtut. Es beginnt ein Wettrennen zwischen den Schwestern.

Mit „Dunbar und seine Töchter“ hat der Autor Edward St Aubyn die Geschichte von „König Lear“ ins Heute verlegt. Sein Roman ist Teil der Hogarth-Reihe, in der Schriftsteller Shakespeare-Stücke neu erzählen.

Und das gelingt ihm aufs Beste. Megan und Abigail sind bösartige Furien mit sadistischen Fantasien, die sie ausgiebig ausleben. Dunbar selbst verkörpert zunächst den eiskalten, gnadenlosen Konzernboss, der fast zu spät erkennt, was ihm wirklich wichtig im Leben ist. Die Hatz durch die Hochmoore, viel Symbolik und gesellschaftskritische Töne, aber auch die spürbare Lust des Autors und seine Art, die Geschichte von „König Lear“ neu zu erzählen, machen diesen Roman zu etwas Besonderem. Shakespeare hätte es nicht besser machen können.

Edward St Aubyn, Dunbar und seine Töchter, 253 Seiten, Knaus Verlag, 20 Euro.

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