Aufgeschlagen – Neue Bücher: Die Hausboot-Detektei Vor Pralinen wird gewarnt
Meinung · Der erste Band der Reihe von Amy Achterop.
Das ist schon eine skurrile Truppe, die sich um den Ex-Polizisten Arie schart: Alles mehr oder weniger verkrachte Existenzen in Lebens- wie Liebesdingen, aber fest entschlossen, etwas Vernünftiges daraus zu machen. Und da „Detektiv“ kein anerkannter Ausbildungsberuf ist, können sie sich alle so nennen: die erfolglose Schriftstellerin; ein Beamter, der wegen Urkundenfälschung aus dem Staatsdienst entlassen wurde; eine Krav-Maga-Trainerin (das ist eine Form der Selbstverteidigung), die ein bisschen zu gewalttätig war und deshalb ebenfalls gefeuert wurde, und ein Zyniker aus England, von dem man nicht so recht weiß, womit er vor seiner Schnüfflerkarriere sein Geld verdient hat.
In Ermangelung einer repräsentativen Immobilie, die in Amsterdam ohnehin unerschwinglich ist, richten sich die fünf Menschen und zwei Tiere auf der „Hausboot-Detektei“ ein und warten auf den ersten Auftrag.
Der führt sie mitten hinein in die Gourmet-Szene, repräsentiert von einer Starköchin und einem ebensolchen Koch, deren Karrieren auch ein wenig ins Stocken geraten sind. Als sie von einem (neu)reichen Unternehmer zu einem Wettkochen für die Hochzeit seiner Tochter aufgefordert werden, kämpfen beide mit den köstlichsten Zutaten und härtesten Bandagen, um den Auftrag zu bekommen.
Auf der Strecke bleibt dabei eine (zumindest im belgischen Mechelen) weltberühmte Konditorin, die für die Hochzeitsfeier die tollste und teuerste Praline aller Zeiten herstellt, aber kurz darauf tot in einem Kühltunnel gefunden wird. Ob es daran liegt, dass der Genuss ihrer Praline zu Chaos und Zerstörung führt?
Für die Hausboot-Detektive wird‘s jetzt allerdings brisant, denn in einem Mordfall dürfen sie ja nicht ermitteln. Doch mit ihrer Vorgeschichte fallen ihnen schon Mittel und Wege ein, den Tuenden (also Täter oder Täterin) zur Strecke zu bringen. So viel sei vorab verraten: „Tödlicher Genuss“, so der Titel der Kriminalkomödie von Amy Achterop, die im wahren Leben Heidi van Elderen heißt, dürfte der erste Fall in der Geschichte des Kriminalromans sein, in der ein Eichhörnchen einen entscheidenden Hinweis zur Lösung des Rätsels gibt.
Fazit: Eine amüsante Story mit viel Lokalkolorit, überraschenden Begegnungen und ebensolchen Wendungen, skurrilen Menschen und absurden Situationen, die Lust macht auf den zweiten Fall der Hausboot-Detektei. Und der ist bereits in der Mache.
Rainer Nolden
Amy Achterop, „Die Hausboot-Detektei – Tödlicher Genuss“, Fischer Verlag,
327 Seiten, 12 Euro (Taschenbuch).