Aufstand der Feierbiester

Landespolitische Journalisten genießen bisweilen angenehme Vorteile. Sie werden von allen Parteien hofiert und recht häufig eingeladen. Schließlich wollen die Politiker sich und ihre Themen ins rechte Licht rücken.

Die SPD-Landtagsfraktion sucht etwa das Gespräch bei einem sommerlichen Grillfest, die CDU bittet alljährlich im November zum traditionellen Martinsgansessen. Und die Ministerien wechseln sich monatlich mit Pressekellern in diversen Lokalitäten ab. Mancher Korrespondent stöhnt bereits über unerwünschte Gewichtsprobleme.
Ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender ist das Pressefest des Ministerpräsidenten. Mitte September lud Kurt Beck wie jedes Jahr rund 1000 Medienvertreter, Pressesprecher, Abgeordnete, politische Mitarbeiter und Beobachter zum Gedankenaustausch ins Gästehaus der Landesregierung ein. 464 Teilnehmer speisten von fein bis deftig und kosteten feine Tropfen.

Die Union gießt nun Wasser in den Wein. Sie war nämlich wie in den Jahren zuvor nicht eingeladen. Nur rot-grüne, aber keine schwarzen Feierbiester - CDU-Abgeordnete rümpfen die Nase. Schon wird über die Party auf Steuerzahlerkosten, die von Staatskanzleichef Martin Stadelmaier mit 27.800 Euro beziffert werden, kräftig gelästert.

Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel sich das in Berlin mit der SPD erlauben würde, wäre die Hölle los, unkt ein CDU-Sprecher.

Mit großer Spannung wird im politischen Mainz erwartet, wie die Regierung auf die Kampfansage der feierwilligen Opposition reagiert. Regierungssprecherin Monika Fuhr denkt indes nicht daran, den Vorgang zu kommentieren.
So bleibt in aller Ruhe abzuwarten, ob die künftige Ministerpräsidentin Malu Dreyer nächstes Jahr mit oder ohne CDU-Chefin Julia Klöckner und deren Truppe zu feiern gedenkt.

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