Alt, älter, Elbling

Manche Gewohnheiten sterben nie: Die deftige Wingertsmahlzeit in der Lese, die Wahl der Weinkönigin im Herbst oder der Schoppen Wein zum Feierabend gehören zum Leben eines Moselaners dazu. Gut, auf einiges könnte man verzichten, aber wozu?

Die Winzer von der südlichen Weinmosel bauen seit Generationen auf ihren Böden Elbling an. Diese Tradition geht bis ins Mittelalter zurück, wo der Elbling dank reicher Erträge die häufigste deutsche Rebsorte und sogar in ganz Europa verbreitet war. Ab dem 17. Jahrhundert allerdings wurde er mehr und mehr von Riesling und Silvaner verdrängt. Heute ist der Elbling eine Spezialität geworden. Seine Anbaufläche schrumpfte in Deutschland auf etwa 580 Hektar.

Tolle Sache für die Obermoselwinzer. Denn sie produzieren auf ihren knapp 540 Hektar nicht nur köstlich spritzige Sekte, sondern auch unkomplizierte spritzig-fruchtige weiße und rote Elblingweine. Übrigens soll der Name vom lateinischen albus (gleich weiß) kommen, weil die Beeren eine hellgrüne bis gelbgrüne Farbe haben. Bereits im Jahr 60 nach Christus erwähnten ihn die römischen Schriftsteller Columella und Plinius als "vitis albuelis". Was natürlich die Spekulation anheizt, die Römer hätten den Elbling an die Mosel gebracht. Beweise für die Theorie sind freilich schwer zu finden. Tatsache jedenfalls ist, dass seine Rebstöcke sehr alt werden können und ihm schon nach 40 bis 50 Jahren oberschenkeldicke Stämme gewachsen sind.

Wer zum Sonntagsausflug einmal nach Nittel, Palzem, Wincheringen, Wellen, Temmels, Oberbillig, Wasserliesch oder auch Luxemburg fährt, sollte unbedingt in einer der vielen Winzerstuben haltmachen und ihn kosten, den Elbling. Er passt übrigens nicht nur hervorragend zum Essen, sondern er lässt sich an einem lauen Frühlingsabend auch gut als Schoppen auf der Terrasse trinken. Eine meiner Gewohnheiten, auf die ich ungern verzichte: ein Gläschen Elblingsekt vor einem leckeren Essen bei meinem Lieblingswinzer.

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