Auslese Der Neue muss her

Noch gärt der 2020er Most in den Fässern und Tanks, und die Hefen sind eifrig dabei den Fruchtzucker in Alkohol und Kohlendioxid zu verwandeln. Der ein oder andere Most „ist schon durch“, wie die Winzer sagen, und die Winzer beginnen nun mit dem Abstich.

Das heißt, sie trennen durch Umfüllen in ein anderes Behältnis den Wein von den abgestorbenen Hefezellen und dem Trub, der sich am Fassboden abgesetzt hat.

Jetzt sollte der fast fertige Wein eigentlich ein paar Monate im Fass oder im Tank reifen und „zur Ruhe kommen“, bevor er in Flaschen gefüllt wird.

Doch seit Jahren ist ein Trend zu beobachten: Viele Winzer füllen immer früher ab. Ein Grund: Der „alte Wein“ ist fast zur Neige gegangen, und für das wichtige Weihnachtsgeschäft muss neuer Wein her.

Auch immer mehr Verbraucher sind ungeduldig. Sie wollen den „Neuen“ so schnell wie möglich probieren. Ein nicht unbeachtlicher Teil des 2020ers wird daher bereits vor Weihnachten gefüllt. Der Winzer sollte dabei aber genau hinschauen, welchem Wein er dieses rasante Tempo schon wenige Wochen nach der Ernte zumuten will.

Am besten geeignet sind die „weichen Sorten“ – Sorten mit wenig Säure, wie Grau- und Weißburgunder und Rivaner. Sie sind schneller „trinkreif“ als zum Beispiel Rieslingweine. Dem Riesling bekommt eine solche „Frühgeburt“ in der Regel nicht so gut. Wobei allerdings die 2020er Rieslinge eher niedrige Säurewerte aufweisen und daher eine verkürzte Fasslagerung diesmal weniger problematisch ist.

Wie dem auch sei: Der Trend, etwas Neues schnellstmöglich auszuprobieren ist da und er betrifft nicht nur das Produkt Wein. Der Kunde ist König und er will bedient werden.

mosel@volksfreund.de

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