Kolumne Auslese Kartoffeln statt Wein aus Schweden

Kürzlich las ich in „vinum“, einer Fachzeitschrift für Weinverbraucher, einen Artikel über Weinbau in Schweden. Die Überschrift lautet euphorisch: „Schweden könnte sich zum Wein-Hotspot entwickeln.“ Und im Text hieß es, Schweden könnte den Weltweinmärkten Frankreich, Italien und Spanien Konkurrenz machen.

Nun, ich halte das für Unsinn. Wenn sich auch, bedingt durch den Klimawandel, die Grenze für den Weinanbau weiter nach Norden verschiebt, wird Schweden mit Sicherheit kein zweites Italien oder Spanien werden.

Man darf nie vergessen: Trotz der Tendenz zu wärmeren Temperaturen – es wird auch immer wieder Ausnahmen geben.

Erst vor wenigen Wochen überraschte hierzulande ein Wintereinbruch mit viel Schnee und frostigen Temperaturen die Klimaapokalyptiker. Im Jahr 2000 sagte der in allen Medien so gerne und oft zitierte Wissenschaftler Mojib Latif vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie: „Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben.“ Der Mann hat sich geirrt. 

Die Weinrebe ist eine wärmeliebende Pflanze, die sehr viel Sonne braucht, damit die Früchte ihre volle Reife erreichen. In Malmö, an der südlichen Spitze von Schweden, werden Temperaturen, wie sie im Sommer beispielsweise an der Mosel üblich sind, bei Weitem nicht erreicht. Mag sein, dass in Schweden in Zukunft mehr Weinreben angepflanzt werden. Die Qualität der im hohen Norden erzeugten Weine dürfte aber eher mittelmäßig sein. Ebenso mittelmäßig, wie ein in den Niederlanden angebauter Rotwein. Ihn kürzlich zu probieren, war ein sehr zweifelhaftes Vergnügen.

Zurzeit beträgt die Rebfläche in Schweden etwas mehr als 100 Hektar. Würde sich diese Fläche vervierfachen, käme sie gerade an die Rebfläche von Piesport heran. Schweden bleibt ein Kartoffel- und Getreideland. Eine Konkurrenz für die großen Weinbauländer sehe ich noch sehr lange nicht. 

mosel@volksfreund.de

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