Auslese: Von Schnöseln und netten Kunden

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Ich bin gespalten, wenn ich die Preise für Wein sehe. Ich freue mich, wenn sie moderat sind. Gleichzeitig weiß ich, dass der Aufwand des Erzeugers damit nicht genügend honoriert wird.

Wer für den Kabinett fünf Euro bekommt und für die Spätlese 7,50 Euro, wird zwar nicht verhungern. Aber die Mühen und der Aufwand sind damit eher schlecht bezahlt. Immer unter der Voraussetzung, dass die Qualität stimmt. In dieser Woche habe ich eine Geschichte gehört, die mich in anderer Hinsicht staunen lässt.

Ein Paar betritt die Vinothek eines Winzers. Ihre Frage lautet: Haben Sie auch Spätburgunder? Als dies bejaht wird, fragen sie nach dem Preis. Sieben Euro für den lange im Holzfass gereiften Wein, zwölf Euro für den Roten aus dem Barriquefass. Das ist uns zu billig, wir fangen erst bei 25 Euro an, antworten die Interessenten und verlassen den Raum. Erste Anmerkung: Sie hätten beide Weine probieren können, haben es aber nicht getan.

Zweite Anmerkung: Das Verhalten ist eine Unverschämtheit gegenüber dem Winzer. Denn darin steckt der Vorwurf: Ein Wein für diesen Preis kann nicht schmecken.

Dritte Anmerkung: Solche Leute haben sowieso keine Ahnung vom Wein.

Vierte Anmerkung: Solche Schnösel braucht die Mosel nicht. Viel schöner ist eine andere Geschichte aus diesem Betrieb. Urlauber aus Litauen probieren quasi zwischen Tür und Angel Wein, weil die Winzerfamilie ausnahmsweise unbedingt weg muss. Sie werden aber sehr freundlich behandelt.

Am nächsten Tag kommen die Leute wieder. Sie nehmen einige Flaschen mit. Kurz darauf melden sie sich wieder und fragen, ob auch eine Lieferung nach Litauen möglich ist. Freunde von ihnen würden auch gerne den Wein von der Mosel haben. So kommt eine Bestellung von 500 Flaschen zusammen.

Solche Freunde braucht die Mosel!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort