Auslese

500 Euro für Wein sind kein Problem

Wie doch die Zeit vergeht! Vor einem Jahr bewegte ein ganzseitiger Artikel von Jakob Strobel y Serra die Region. Der in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienene Reisebericht ("Der Schönheit wohnt der Schrecken inne") und die Reaktionen darauf bewog den TV zu einem von 500 Interessenten besuchten Forum. Was seither geschehen ist, konnten Sie in dieser Woche im TV lesen.
Ich habe mit dem damaligen Artikel Probleme gehabt. Die Mosel ist meiner Meinung nach zu schlecht weggekommen. Aber darauf möchte ich nicht mehr eingehen. Mich interessiert mehr, wie sich der Autor ein Jahr später speziell zum Wein positioniert. Er sei überrascht, welch positive Ansätze sein Bericht hervorgebracht habe. Die Winzer vermarkten den Wein jetzt würdiger, stellt er fest.
Ganz am Schluss seiner Ausführungen spricht er dann aber von den Gästen, die an einem Wochenende 500 Euro auf den Kopf hauen wollen, dies an der Mosel wegen fehlender Angebote aber nicht können, weil der Massentourismus alles beherrscht.
Sagen wir es mal so: Ich könnte ihm unzählige Winzer aufzählen, bei denen er für dieses Geld tollen Wein kaufen kann. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger, weil es ja unterschiedliche Preise gibt. Und zwar Wein, den es in dieser Vielschichtigkeit und Finesse sonst nirgendwo auf Erden gibt.
Gar nicht gut finde ich, dass Strobel y Serra die Fahrradtouristen mit Verachtung straft. Ja ich weiß, er übertreibt eben gerne. Aber das die im Zelt hausen, nur von Currywurst und Bier leben, ansonsten aber nichts ausgeben stimmt einfach nicht. Nicht wenige Winzer, strategisch gut gelegen, profitieren enorm von ihnen. Und selbst wenn diese Gäste auf ihrem Rad keine 24 Flaschen mitnehmen können. Ich bin mir sicher, dass es da zu Folgegeschäften kommt. Also bitte Herr Strobel y Serra: Nicht so viel verallgemeinern, das haben Sie doch gar nicht nötig. Sie kamen doch beim TV-Forum ganz sympathisch rüber.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort