Kolumne Der Krieg macht auch vor dem Wein nicht Halt

Ob Lebensmittel, Energie aller Art, Baustoffe und Vieles mehr. Alles wird teurer und oft auch rarer. Zuerst trug Corona die alleinige Schuld, seit mehr als zwei Monaten hat Wladimir Putin den Part übernommen – mit noch viel heftigeren Folgen als in den zwei Jahren zuvor.

Clemens BEckmann zur Auswirkung des Ukraine-Krieges auf die Moselwinzer
Foto: Christopher Arnoldi

Zum Grundbedürfnis der Menschen gehören Essen und Trinken. Viele Leute müssen in dieser Hinsicht Abstriche machen. Was heißt das zum Beispiel für die Winzer und Brauer – für die Menschen also, deren Produkte wir nicht lebensnotwendig brauchen, die, in Maßen genossen, aber ein Essen oder einen geselligen Abend verschönern? Ich habe vor einigen Tagen gelesen, dass der Bierpreis um 30 Prozent steigen müsste, um die Kosten aufzufangen.

Beim Wein habe ich Ähnliches noch nicht vernommen. Aber auch in diesem Bereich wird es zu Preissteigerungen kommen (müssen). Bei der 2021er Herbstpressekonferenz der Weinwerbung war bereits von Kostenexplosionen, zum Beispiel beim für Winzer wichtigen Draht und beim Glas sowie von Lieferengpässen die Rede.

Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat die Situation noch verschlimmert. Winzer, die ihren Wein ab einer gewissen Stückzahl frachtfrei zum Kunden liefern, wissen angesichts der Preise für Benzin und Diesel ein nicht sehr schönes Lied davon zu singen.

Der Wein, ob in der Flasche oder im offenen Ausschank, muss teurer werden. Daran kann gar kein Weg vorbeigehen. Das gilt für die Erzeuger, die hauptsächlich im Bereich unter zehn Euro unterwegs sind, genauso wie für die Kolleginnen und Kollegen, die jenseits der Zehn-Euro-Grenze zu Hause sind.

Bei uns Verbrauchern muss unabhängig von diesen Zwängen auch etwas passieren. Ich höre immer noch viel zu oft die Klage, dass fünf oder sechs Euro für ein Glas Wein (0,2 Liter) im Restaurant oder beim Fest zu teuer sind. Mit einer 0,7-Liter Flasche werden dreieinhalb Gläser gefüllt. Ein Wirt setzt nach dieser Rechnung höchstens 20 Euro pro Flasche um. Er müsste schon zu einem Spottpreis einkaufen, um großen Reibach zu machen. Es wird diese schwarzen Schafe geben, die Regel sind sie aber sicher nicht. Und wahrscheinlich würden die Verbraucher es auch an der Qualität merken.

In diesen Tagen feiern nach zweijähriger Pause unter anderem die Tage der offenen Weinkeller wieder ihre Rückkehr. Feiern Sie mit und zahlen Sie Ihre gegenüber 2019 höhere Rechnung in dem Wissen, damit den Winzern und Lokalbetreibern die Zukunft zu sichern.

mosel@volksfreund.de

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