Auslese Entscheidende Tage

Auch für Winzerinnen und Winzer hat das Jahr natürlich nicht mehr als 365 Tage. Doch für die Weinmacher an Mosel, Saar und Ruwer beginnen jetzt die entscheidenden Wochen des Jahres. Mit der Traubenlese ernten sie den Lohn ihrer Arbeit.

Clemens Beckmann zur Weinlese 2021
Foto: TV/Klaus Kimmling

Dabei können sie Menge und Güte nur teilweise selbst bestimmen. Immer noch, und in Zukunft wahrscheinlich auch wieder mehr, sind sie von den Launen der Natur abhängig.

In den vergangenen Jahren war die ihnen gut gesonnen. Aktuell werden die Weinmacher wieder an frühere Zeiten erinnert – als für die meisten von ihnen die Lese erst Mitte Oktober so richtig begann und bis in den November dauerte. Da bekamen die Helferinnen und Helfer wirklich noch kalte Hände, wenn sie die Trauben von den Reben schnitten. Und der Glühwein war vor allem zum Aufwärmen wichtig.

Wieder einmal bewahrheitet sich aber auch: Es ist nicht nur gewagt sondern kontraproduktiv schon im Frühling oder Sommer einen Ausblick auf die Qualität und Quantität des neuen Weines zu geben. Meist sind es die letzten Wochen vor der Lese, die alles entscheiden. Ein Urteil ist erst möglich, wenn die Trauben ihr Ziel unfallfrei erreicht haben und der ausgepresste Most in die Fässer geflossen ist.

Meiner unmaßgeblichen Meinung nach gibt es aber einen gravierenden Unterschied zu der Zeit, als auch ich mir noch die Hände im Weinberg abfror – allerdings noch keinen Glühwein bekam. Die Winzer wissen heute genau, wann der richtige Zeitpunkt der Lese gekommen ist und was sie tun müssen um möglichst unbeschadet dorthin zu kommen. Sie können die Natur und den Klimawandel nicht überlisten. Das wäre auf lange Sicht auch nicht gut. Aber sie schaffen es auch in schwierigen Jahren, wie 2021 eines ist, erstklassige Weine in die Flaschen zu bringen.

mosel@volksfreund.de

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