Kolumne Auslese Vom Amateur zum Enthusiasten

Jeden Morgen beim Aufstehen fällt mein Blick auf ein gut gefülltes Bücherregal. Vinum, Eichelmann, Gault Millau, Die Geschichte des Weins, Die besten Weingüter oder Die besten Straußwirtschaften: Die Titel der Bücher und Zeitschriften wiederholen sich, weil sie teilweise jedes Jahr neu aufgelegt werden.

Kommentarfoto_Beckmann.pdf

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Foto: TV/Eltges, Stefanie

Entsprechend voll ist das Regal – und es wird immer voller.

Ab und zu greife ich zu. Aktuell zum Buch „Meine neuen Rezepte und Wein wie ich ihn mag“. Alfred Biolek hat es geschrieben. Die älteren Semester werden sich an den 2021 gestorbenen Fernsehmoderator erinnern. Zum Beispiel an seine Kochsendung „alfredissimo!“. Zwischen 1994 und 2007 kochte er 469 Mal mit einem/einer Prominenten. Biolek ein Gericht und sein Gast ein Gericht. Legendär sind die Momente, wenn der Gastgeber das Gastessen zu sich nahm. Das langgezogene „mhhhh“, wenn es ihm schmeckte. Und das „schmeckt interessant“, wenn er nicht so überzeugt war.

Ich war immer gespannt, welchen Wein Biolek dazu reichte. Der Rebensaft, meist aus deutschen Landen, gehörte immer dazu. Allein dafür müssen ihm die Winzerinnen und Winzer aber auch wir Weingenießer dankbar sein.

In dem oben erwähnten Buch berichtet er unter anderem, wie er überhaupt zum Wein fand. Wie beim Kochen sei er auch beim Rebensaft Amateur, bekennt er gleich zu Beginn des Wein-Kapitels. Ein Problem hat er mit den Experten, die dem Verbraucher ihre Meinung als die einzig wahre mitgäben. Für ihn sei die oberste Instanz keiner dieser selbsternannten Weinpäpste sondern sein eigener Geschmack, schreibt Biolek.

Der habe sich entwickeln müssen, sei anfangs eindimensional gewesen. Das habe an seinen Wohnorten gelegen. Im württembergischen Remstal, im badischen Freiburg, im rheinhessischen Mainz und in Wiesbaden. Er habe die Weine aus diesen Regionen getrunken. Ein bewusster Weintrinker sei er dadurch nicht geworden.

Erst Ende der 1970er Jahres habe er den Weinhändler seines Vertrauens gefunden und sich vor allem dem deutschen Riesling geöffnet und zugetan gefühlt. Biolek stellt aber auch viele andere Rebsorten vor – mit seiner eigenen Blickweise.

1999 hat er das Buch geschrieben, also vor fast 25 Jahren. Natürlich ist nicht mehr alles aktuell, zum Beispiel bei der Preisgestaltung. Aber was er damals zu den Weinen und ihren Erzeugern sagte, unterschreibe ich sofort.

Ich gebe es zu: Nachgekocht habe ich kaum eines der Rezepte, und auch das Kapitel über den Wein habe ich es erst in dieser Woche nach vielen Jahre wieder einmal aufgeschlagen.

Wenn auch das Regal ziemlich voll ist und einer Aussortierung bedarf. Bioleks Buch wird darin weiter einen Platz haben. Und ich habe mir vorgenommen an Ostern einige von Bioleks Rezepten auszuprobieren. Ich bin selbst einmal auf meine Weinauswahl dazu gespannt.

mosel@volkfreund.de

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