Die Relation stimmt nicht

Der Mensch muss essen und trinken, sonst kann er nicht (über)leben. Wasser und Brot würden reichen, doch wir suchen ständig nach dem Außergewöhnlichen. Zweiter Aspekt: Wir können das Essen hinunterschlingen, was Alltag sein dürfte, oder es genießen.

Genießen sollten wir beispielsweise ein Eis. Doch aus Lecken wird schnell ein Beißen. Ruckzuck sind die Bällchen und damit schnell auch drei, vier Euro weg. Mein Blick fällt auf das Schild vor einem Lokal: Flammkuchen 6,80 Euro lese ich da. Es gibt ihn auch nochm teurer. Schnell ist er vertilgt, die Mittagspause ist kurz. Alles ist eine Sache von Minuten. Über den Preis von Eis und Kuchen beschwert sich niemand. Ich will auch gar nicht wissen, was die Zutaten des belegten Fladens kosten.

Und wie sieht es beim Wein aus, für mich wie Eis ein Genussmittel, das wir nicht zum Überleben brauchen aber doch wahnsinnig gerne konsumieren. Dabei meine ich nicht den Weinpreis in der Gastronomie, über den auch regelmäßig diskutiert wird, sondern beim Winzer und im Geschäft. Fünf, sechs Euro sind vielen Verbrauchern schon zu viel. 2,99 Euro beim Discounter sind oft das höchste der Gefühle. Vor Jahren forderte der Weinbauverband, dass ein Wein aus der mühsam und aufwendig zu bewirtschaftenden Steillage nicht unter zehn Euro kosten dürfe. Davon können viele Winzer nur träumen.

Ich weiß natürlich um die Gefahren des Alkohols. Aber für mich und viele andere Menschen ist der Rebensaft ein Kulturgut. Mit ein, zwei Gläsern Wein kann man wunderbar den Abend verbringen, die Flasche verschließen und am nächsten Tag wieder öffnen. Doch darf sie mehr kosten als der Flammkuchen? Zumindest müsste sie es, wenn der Aufwand ihrer Produktion errechnet wird. Doch was wird nicht passieren, zumindest nicht auf breiter Front, weil wir uns leider viel zu selten vor das geistige Auge rufen, welche Besonderheit speziell der heimische Riesling darstellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort