Ein Massenträger, der mehr kann

Moselwein = Riesling. Nein, ganz so ist es natürlich nicht. Zwar hat die edelste aller Weißwein-Rebsorten zu Recht den mit Abstand größten Flächenanteil an Mosel, Saar und Ruwer, aber zwischen Perl und Koblenz gedeihen noch andere Sorten recht gut. Man denke an den Elbling oder Spätburgunder.

Und da gibt es auch noch den Müller-Thurgau; seit einigen Jahren eher als Rivaner bekannt. Der größte Teil dieser frühreifen Sorte dürfte inzwischen geerntet sein. Und erstaunlich: Die Müller-Thurgau-Traube kann richtig hohe Qualitäten hervorbringen. Mostgewichte von 80 Grad Oechsle und mehr sind in diesem Jahr die Regel. 80 Grad Mostgewicht beim Müller-Thurgau? Manch älterer Winzer wird sich wohl kaum erinnern, jemals so süße Müller-Thurgau-Trauben geerntet zu haben. 55 Grad, vielleicht gerade mal 60 Grad - mehr war in manch früheren Jahren nicht drin. Der Grund: Der Müller-Thurgau wurde allzu oft als Massenträger missbraucht. Erträge von 200 Hektoliter und mehr waren seinerzeit keine Seltenheit. Je höher die Menge, desto besser. Die Kellereien haben den Most und Wein ja doch gekauft. Die Qualität war zweitrangig. Weine aus dieser Sorte, von den Kellereien auf süß getrimmt und so einigermaßen trinkbar gemacht, standen lange Zeit, vor allem im Ausland, für das Attribut süß und billig und beschädigten insgesamt das Image deutscher Weine. Dabei kann der Müller-Thurgau - und das wird der Jahrgang 2012 sicherlich zeigen - wunderbare Weine hervorbringen: Weiche Weine mit milder Säure und einem leichten und angenehmen Muskatton, die, jung getrunken, erfrischen und beleben. Merke: Es gilt immer noch das Menge-Güte-Gesetz. Es besagt: Von einer bestimmten Fläche kann man keine beliebige Menge von Trauben in hochwertiger Qualität gewinnen.

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