Auslese Ein Stück Kulturgeschichte

Anfang November kommen die gebundenen Weinführer auf den Markt. Für die Mosel ist das seit Jahren ein Festtag, weil vor allem das überragende Potenzial des Rieslings gewürdigt wird. Mir ist dieser Tage ein Werk in die Hände gefallen, das es schon ein paar Jahre gibt.

Ein Stück Kulturgeschichte
Foto: TV/Schramm, Johannes

Autor Wolfgang Sartor beschreibt auf mehr als 350 Seiten die Geschichte des Weinhandels an der Mosel von 1700 bis 1918.

Schlagartig wurde mir beim ersten Durchblättern klar. Es geht nicht allein darum, Wein zu produzieren, man muss ihn auch unter die Menschen bringen.

Das ist heute einfach. Doch wie sah das 1700 aus? Damals fand der Wein vor allem über Mosel und Rhein seinen Weg zu den Bestimmungsorten. Man konnte es als Weinhändler zu Wohlstand, wenn nicht sogar Reichtum bringen. Das zeigen zahlreiche Prachtbauten entlang der Mosel – vor allem im Raum Traben-Trarbach/Bernkastel-Kues.

Die Weinhändler beschäftigten viele Arbeitskräfte. Bekannt ist noch heute die Schröterzunft. Das waren die starken Männer, die die Fässer aus den Kellern hievten und auf Schiffe verluden. Die Traben-Trarbacher Stadtschröter rollen an ihrem Zunfttag immer noch Fässer über die Straßen.

Das Buch gibt Einblicke in viele Bereiche des damaligen Wirtschaftslebens und in viele Dynastien. Die Namen Huesgen, Moog, Rumpel, Richter, Hayn, Hauth, Wehr, Hannesen, Heuser, Kayser und andere mehr sind heute vielen Weinfreunden noch ein Begriff und teilweise auch noch im Geschäft. Der Leser erfährt auch, dass die Weinhändler bis Mitte des 19. Jahrhunderts oft auch zusätzlich mit Kaffee, Tee, Tabak, Textilien und Metallen Geld verdienten. Das mit vielen historischen Fotos und Tabellen bereicherte Buch ist ein Stück Kultur- und Wirtschaftsgeschichte .

mosel@volksfreund.de

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