Früher war alles besser

Früher war alles besser“ – diesen Spruch hört man eher von Leuten, die im Leben nicht zurechtkommen und enttäuscht sind. Es wäre ja auch schade, wenn bis ans Ende der Zeit alles beim Alten bliebe. Aber manchmal ist es sinnvoll, sich zurückzubesinnen.

Das tun derzeit einige Winzer an der Mosel. War es in den vergangenen Jahren in Mode, möglichst junge und trockene Weine zu trinken, so geht der Trend jetzt wieder in die andere Richtung. Diese Winzer trauen sich, den Wein traditioneller und damit auch lagerfähiger auszubauen. Sie nehmen das Risiko auf sich, Hunderte Flaschen für mehrere Jahre in den Keller zu legen und in dieser Zeit nicht zum Verkauf anzubieten. Damit handeln sie geradezu altmodisch und auf den ersten Blick unwirtschaftlich. Heute muss schließlich alles schnell gehen – die Erzeugung des Weins und der Verkauf müssen zeitlich nahe beieinanderliegen, damit die Kasse stimmt und möglichst viel Profit herauskommt. Vor 100 Jahren war das aber ganz normal. Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser, ein aus dem fernen Westfalen stammender Baron, den der Kaiser an die Mosel versetzt hatte, lernte damals den Riesling kennen und schätzen. Er brachte ihn nach Berlin an den Hof des Kaisers. Dem hat er wohl geschmeckt – und der Siegeszug des Rieslings begann. Genau diese Lagerfähigkeit, die Reife des Rieslings war im frühen 20. Jahrhundert sein besonderes Merkmal und zeichnete seine Qualität aus. Auch die langen Transportwege haben dabei wohl eine Rolle gespielt. Und vielleicht handelten die Menschen damals auch etwas nachhaltiger und gingen die Dinge mit mehr Bedacht an. Dafür werden sie damals wie heute mit außergewöhnlichen Weinen belohnt, die durch ihre lange Reifezeit oftmals sehr komplexe Aromen entwickeln und das Angebot an Mosel, Saar und Ruwer bereichern.

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