Gutes Geschäft für tapferes Völkchen

Diese Woche habe ich im Fernsehen den „Bericht aus Brüssel“ gesehen. Es ging um den seit Jahren andauernden Streit, ob auf Weinetiketten mit dem Begriff „bekömmlich“ geworben werden darf.

Nun steht das Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof an. Der Autor sparte nicht mit Ironie. Wir reden über Staatspleiten, Börsencrashs und Bürgerkriege. Hier wird gestritten, ob die Bezeichnung "bekömmlich" aufs Etikett darf.

Dann war auf einmal Bernkastel-Kues im Bild. Mit Inschriften an Häusern über die gesundheitsfördernde Wirkung des Weines. Klar, da war doch was. Die Geschichte von Kurfürst Boemund, der krank in der Burg Landshut lag. Ein Winzer begab sich mit seinem besten Wein zu ihm. Boemund trank und wurde gesund. Fortan durften Weine dieser Lage die Bezeichnung "Doctor" tragen.

Müssen Schriftzüge geändert werden, muss die Lage einen neuen Namen bekommen, wenn das Gericht den Begriff "bekömmlich" ablehnt? Und wie steht es um das Projekt "Vino Sanitas" mit seinen gesundheitsfördernden Aspekten? Ich habe nur noch auf ein Interview mit dem Stadtbürgermeister gewartet, der Widerstand bis zum letzten Mann ankündigt.

Ich stelle mir das auch für Journalisten interessante Szenario so vor. Erst wird weiter schmutzige Wäsche in Traben-Trarbach gewaschen. Die Diskussion über die Mehrkosten beim Wein-Nachts-Markt und der Zoff in der CDU bieten noch viel Stoff.

Dann folgt Bernkastel-Kues: der Kampf der Bürger für den "Doctor". Angeführt vom Stadtbürgermeister als Mischung aus Kurfürst, Nicolaus Cusanus und Sonnenkönig, gesponsert von Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel und Winzern. Denn die werden glänzende Geschäfte machen, weil jeder das tapfere Völkchen sehen will.

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