Jetzt wird's schlüpfrig

Neulich im Supermarkt auf der Suche nach einem Parfüm. Die Auswahl ist riesig, die Preise schwanken zwischen unter zehn bis 80 Euro für einen Fingerhut voll flüssigem Gemisch aus Alkohol und diversen Riechstoffen.

Die kleinen Fläschchen - "die nennt man Flakons", belehrt mich eine Kollegin - sind ein interessantes Arbeitsfeld für Designer. Manche ähneln einem Feuerzeug, andere einer Thermosflasche, und es gibt welche, die offenbar einem Ölkanister nachempfunden sind. Sogar einen wohlgeformten Hintern entdecke ich im Regal. Aus Glas.

Die Optik macht's. Das ist in unserer Überflussgesellschaft entscheidend für den Verkaufserfolg. Und in der Weinbranche? Da dominieren zwar noch die Schlegelflasche für weiße und die Bordeauxflasche für rote Weine, doch immer mehr Weinproduzenten wollen sich von der Masse abheben. Es gibt die verrücktesten Ideen, was Flaschenformen, Etiketten und Produktnamen angeht.

Da gibt es beispielsweise einen australischen Rotwein, der sich Bitch nennt - was auf Deutsch soviel heißt wie Schlampe. Eine solche Flasche einer feinen Dame zum Geburtstag zu schenken, ist wohl keine gute Idee. Eine Kellerei in Kalifornien bringt einen Big Ass (übersetzt: dicker Hintern) Red Table Wine auf den Markt. Das entsprechende Etikett ist eindeutig. Ganz schön frech, die heutigen Winemaker, denke ich. Doch stopp: Gibt es an der Mosel nicht auch einen schlüpfrigen Weinnamen? Natürlich: Kröver Nacktarsch. Der Winzer, der in den 1920er Jahren erstmals seinen Wein unter diesem Namen vermarktete, hatte allerdings keine anzüglichen Gedanken. Er griff lediglich die volkstümliche Überlieferung von dem Kröver Kellermeister auf, der zwei Jungen den nackten Hintern versohlt haben soll, nachdem er sie dabei erwischt hatte, wie sie aus einem seiner Fässer Wein tranken.

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