Wein Gewinner und Verlierer

Ach, wie gerne würden wir mal wieder richtig gut essen gehen. Den Satz habe ich in den vergangenen Wochen schon sehr oft gehört. Und ich selbst gehöre ebenfalls zu denen, die in dieser tristen Zeit einen Restaurantbesuch schmerzlich vermissen.

Aber der Lockdown hält uns in den eigenen vier Wänden gefangen. In der Gastronomie herrscht Totentanz und er soll noch Wochen dauern. Viele Betriebe werden den Lockdown nicht überleben.

Mit einem Anteil von 15 bis 20 Prozent ist die Gastronomie ein ganz bedeutender Faktor des deutschen Weinmarktes. Ist die Gastronomie dicht, leidet auch der Weinabsatz.

Weingüter und Weinkellereien, die einen Großteil ihres Umsatzes mit der Gastronomie machen, müssen erhebliche Absatzverluste hinnehmen. Das gilt auch für Lieferanten des Weinfachhandels, denn diese wiederum bedienen in den großen Städten Restaurants und Gasthäuser.

Ganz anders sieht es bei den Supermärkten und Discountern aus. Sie sind die Krisengewinner. Die Regale dort müssen viel öfters als sonst mit Wein aufgefüllt werden. Der Kunde macht es sich halt zu Hause auf der Couch gemütlich – und dazu passt immer eine gute Flasche Wein. Davon profitieren vor allem die Großkellereien, deren Abfüllstraßen zurzeit kaum zum Stehen kommen.

Ein weiterer Effekt: Der Online-Weinhandel boomt. Kein Kunde fährt derzeit zum Winzer auf den Hof. Der Winzer muss daher mehr denn je „proaktiv“ handeln, um seinen Wein an den Mann und die Frau zu bringen. Wer den Online-Handel beherrscht, macht jetzt mehr Umsatz denn je. Und wer dazu noch Online-Weinproben - die ganz neue Art der Weinvermarktung - anbietet, kann zumindest ein klein wenig persönliche Nähe und Ansprache vermitteln.

mosel@volksfreund.de

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