Kolumne Auslese Besondere Weine – besondere Orte

Wein von der Mosel ist beliebt. Regelmäßig räumt er Preise ab, so beispielsweise in diesem Monat bei einem Wettbewerb der Weinzeitschrift Falstaff oder beim Internationalen Bioweinpreis. Bei den Gewinnern des Internationalen Bioweinpreises in der Kategorie Riesling, dem Weingut Dr. Frey aus Kanzem, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

 kk schumitz alexander

kk schumitz alexander

Foto: TV/Frank Auffenberg

Und zwar ausnahmsweise mal nicht auf die Winzer, sondern auf den Weinberg aus dem der Siegerwein, eine Riesling-Spätlese, kommt. Es ist der Jesuitenberg in Wawern.

Die südexponierte Weinlage an der Saar wird seit 1889 von dem Familien-Weingut bewirtschaftet. Zum Wald hin wird der Berg durch eine Trockenmauer geschützt, die einst wahrscheinlich die Trauben der Jesuiten davor schützte, dass sie von Unbefugten mitgenommen wurden. Diese Mauer bietet ein Mikrohabitat, in dem sich viele Tiere und Pflanzen wohlfühlen. So trifft man hier beispielsweise regelmäßig Mauer- und Zauneidechsen, Gottesanbeterinnen – wo, wenn nicht im Jesuitenberg – und Ameisenlöwen. Hier wächst der Milzfarn, eine geschützte Farnart, auf der einen Mauerseite, und der Tüpfelfarn auf der anderen.

Seit fünf Jahren ist der Wawerner Jesuitenberg in eine Liste von besonderen Weinbergen aufgenommen. Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel hat ihn auf diese Liste gesetzt. Ausgezeichnet werden Weinberge, die eine hohe Biodiversität aufweisen. Sie gelten damit als Leuchtpunkte der Artenvielfalt (Lebendige Moselweinberge). Der Wawerner Jesuitenberg ist der einzige Weinberg an der Saar, der diese Auszeichnung erhalten hat.

Insgesamt gibt es solche Leuchtpunkte im Weinanbaugebiet Mosel an 15 Orten. Jeder dieser Weinberge ist durch ein besonderes Terroir gekennzeichnet, das ausdrucksstarke Weine fördert. So unterstützen im Wawerner Jesuitenberg die eisenhaltigen Tonschiefer und Quarzite die Charakteristik des Rieslings.

Aber auch die anderen Leuchtpunkte zwischen Palzem-Wehr und Winningen sind es wert, dass man sie sich genauer anschaut. Der Wehrer Rosenberg durch seine Lage am Zusammenfluss von Helterbach und Mosel mit seinen Trockenmauern bietet ideale Voraussetzungen für Spät- und Grauburgunderweine.

In der Wolfer Goldgrube fühlt sich die Zippammer wohl. Der Vogel ist auf Karstgebiete spezialisiert und ist vor allem in Rheinland-Pfalz zu Hause. Rund 150 bis 200 Zippammer-Reviere vermuten Vogelkundler zwischen Klüsserath und Winningen. Auch bei Weinen aus der Wolfer Goldgrube findet sich das Terroir im Glas, der sich am besten bei einer Wanderung auf dem Zippammer-Weg verkosten lässt.

a.schumitz@volksfreund.de

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