Kolumne „Auslese“ Von der Salzigkeit des Weins

Trier · Haben Weine ein „salziges“ Aroma? Das konnte sich unsere Autorin nicht vorstellen - bis sie im französischen Nachbarland genau das schmeckte. Womit das zusammenhängt, und ob „Salzigkeit“ den Weingenuss bereichert, lesen Sie in dieser „Auslese“-Kolumne.

Kolumne "Auslese" zum Thema: Haben Weine ein salziges Aroma?
Foto: TV/Roland Morgen

Vor einigen Jahren fing es an. Ständig las ich in Weinzeitschriften darüber, dass dieser oder jener Wein ein wunderbar „salziges“ Aroma habe. Diese „Salzigkeit“ projizierten die Fachleute nicht nur auf eine Rebsorte. Nein, ein Chenin Blanc schmeckte ihnen genauso salzig wie ein Riesling. Wobei das Attribut salzig stets nach einem besonderen Prädikat klang.

Ich konnte mir das nicht recht vorstellen. Ein Wein riecht fruchtig oder mineralisch oder dumpf oder stinkig oder korkig undsoweiter: Das hatte ich alles schon im Glas. Das alles ist nachvollziehbar. Aber salzig? Ich verbannte dieses Gerede um die Salzigkeit im Wein in das Reich der Fabulierkunst von Fachjournalisten.

Bis ich vor einigen Monaten in Frankreich in einem Château im Languedoc stand und einen Wein probierte, der sich La Brise Marine nennt. Neben einer wunderbaren Frucht schmeckte ich – Salz. Unverkennbar. Ganz leicht nur, ähnlich wie bei einer guten, feinherben Schokolade mit einem Hauch fleur de sel (handgeschöpftes Meersalz).

Ob das damit zu tun hatte, dass das Weingut dicht am Mittelmeer liegt? Nehmen die Reben diese Salzigkeit aus dem Boden auf oder gar aus der Luft? Ich recherchierte. Das Ergebnis: Fachleute sagen, die Rebe nimmt die gelösten Mineralstoffe auf, die sich im Boden befinden und lagert sie in den Trauben ein. Wein könnte salzig schmecken, wenn die Trauben aus Weinbergen mit hohem Salzgehalt stammen.

Das klingt für mich plausibel. Im Laufe meines Urlaubs im Süden Frankreichs bin ich auf weitere „salzige“ Weine gestoßen. Sie wurden häufig zu Fisch oder Meeresfrüchten serviert, und passten ausgesprochen gut dazu. Salzigkeit ist kein Qualitätsmerkmal. Selbst ganz einfache Weine, die in einer Karaffe an den Tisch kamen, konnten nach diesem feinen Meeraroma munden.

Jetzt wollen Sie bestimmt wissen, ob der Wein zu Hause genauso schmeckte oder ob alles nur Urlaubslaune war? Tatsächlich öffneten wir an Silvester eine Flasche „La brise marine“ zum Sushi. Was soll ich sagen? Konservierter Urlaub im Glas: ein köstlicher Tropfen mit der Reminiszenz an das sommerliche Mittelmeer.

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v.kerl@volksfreund.de

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