Mit Zeppelinwein durch die Lüfte
Die Etiketten von Weinflaschen sind unterschiedlich gestaltet. Auf manchen findet sich eine Abbildung des Betriebs, auf anderen ein dickleibiger Mönch, der sich am Wein labt. Auf wieder anderen steht, ganz puristisch und modern, der Name des Erzeugers oder die Rebsorte im Mittelpunkt.
Ein Alleinstellungsmerkmal weisen manche Flaschen aus der Lage Mülheimer Sonnenlay auf. Sie zeigen das Luftschiff LZ 127 Graf Zeppelin, das von 1928 bis 1937 unterwegs war - unter anderem nach Nord- und Südamerika, in den Orient, in die Sowjetunion und ins Nordpolargebiet. Auch eine Weltumrundung stand auf dem Programm.
Nicht verschwiegen werden darf, dass der Zeppelin wie andere Luftschiffe auch nach der Machtergreifung Adolf Hitlers im Jahr 1933 auch für Propagandazwecke der Nationalsozialisten missbraucht wurde.
Bis zu 20 Passagiere fanden, neben der Besatzung (45 bis 50 Personen), Platz im LZ 127. Sie wurden unter anderem mit besten Weinen versorgt - auch mit Mülheimer Sonnenlay. Eine im Zeppelin-Museum in Friedrichshafen am Bodensee ausgestellte Weinkarte beweist es. Darauf ist bei den Weißweinen ein 1928er Mühlheimer Sonnenlay für sieben Reichsmark gelistet. Schon damals gab es also Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung: Mühlheim statt Mülheim. Die falsche Schreibweise hat sich bis in die Gegenwart gehalten.
Eine Flasche mit einem Riesling aus dem Jahr 1981 hat es ebenfalls in das Museum am Ufer des Bodensees geschafft. Auch hier gibt es zwei unterschiedliche Mülheim-Schreibweisen.
Zweimal im Jahr hebt sich LZ 127 immer noch in die Lüfte, zumindest ein paar Meter hoch. Beim Mülheimer Markt im August und einige Wochen später beim Weinfest der Mittelmosel in Bernkastel-Kues wird ein beeindruckendes Modell bei den Festzügen durch die Straßen gefahren. Und dazu schenkt das Bordpersonal natürlich reichlich Zeppelinwein aus.