Spätlese kann fast jeder

Die Mosel mit Saar und Ruwer ist mit 8600 Hektar ein kleines Anbaugebiet. Allein die beiden Anbauregion Rheinhessen und Pfalz sind zusammen fast sechsmal so groß. Und zur weltweiten Weinproduktion steuert die Mosel nur ein paar Tropfen bei.

Und dennoch ist "die Mosel" den meisten Menschen auf dem Globus, die sich ein wenig für Wein interessieren, ein Begriff. Das hat mit der großen Tradition zu tun, mit der einzigartigen Wein-Kulturlandschaft und den Riesling-Spitzenweinen, die so bekannt und teuer sind wie die ganz großen Bordeaux-Gewächse.

Aber ein Dilemma bleibt: "Die Mosel", das sind nach wie vor auch billige Weine, die im Supermarktregal neben ebenso billigen Weinen aus Italien, Frankreich, Chile oder aus Rheinhessen und der Pfalz stehen. Sie werden zumeist in den flachen Lagen der Mosel aus Rebsorten erzeugt, die eine gute Menge bringen, qualitativ mit den Steillagen-Rieslingen aber nicht zu vergleichen sind.

Das höchst bürokratische und komplizierte deutsche Weinbezeichnungssystem ist für die Spitzenwinzer, die sich im Steilhang abmühen, keine Hilfe, um sich zu profilieren. Eine Spätlese kann ebenso ein zufriedenstellender Wein aus einer flachen Lage sein, der geradeso die Qualitätsweinprüfung geschafft hat, wie ein Spitzengewächs, das von internationalen Weinkritikern in höchsten Tönen gelobt wird.

Außerdem: Es gibt Weinlagen, die Weinberge gleichzeitig in Spitzenlagen sowie in eher minderwertigen Flachlagen umfassen. Das dürfte nicht sein.

Ein Spitzenwinzer kann sich mit einem Begriff wie Spätlese oder Auslese kaum noch profilieren, auch die Lage ist in vielen Fällen kaum dazu geeignet.

Er muss sich über seinen Betrieb profilieren, in dem er seinen Kunden zeigt, wo sein Wein wächst und welche Qualitätsphilosophie er vertritt.

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