Auslese Vanille und Tabak im Wein

Wir erinnern uns: Mitte der 1980er Jahre fingen immer mehr deutsche Winzer damit an, Rotweine in kleinen Eichenholzfässchen (Barrique) reifen zu lassen. Der Effekt: In solchen Barrique-Fässern gelagerte Weine bringen — wenn der Kellermeister es richtig macht — feine Holznoten hervor, wie zum Beispiel den Duft und Geschmack nach Vanille, Schokolade oder Tabak.

Die ganze Weinwelt sprach über Barrique, über die kräftigen Rotweine, veredelt von Aromen, die sich in den Eichenfässchen mit der Zeit bilden.

Das ganz große Interesse finden diese Weine heute nicht mehr. Warum? Es ist nichts Neues mehr. Andere ausgefallene kellerwirtschaftliche Methoden müssen her, um Aufmerksamkeit beim verwöhnten Weinkunden zu erzeugen. Man denke an die Orangeweine. Das sind, ganz grob gesagt, gerbstoffreiche, oft leicht trübe und dunkelfarbige (orange) Weißweine. Dabei handelt es sich um Weine aus weißen Trauben, die beim Keltern behandelt werden wie rote Trauben. Sprich: Sie werden maischevergoren.

Ich behaupte: Nicht weil diese Weine schmecken werden sie gekauft, sondern weil sie trendy sind, besonders in den angesagten Weinbars der Großstädte. Aber dieser Trend scheint abzuebben. Die Barriqueweine hingegen behaupten sich weiter am Markt, und das zu Recht.

Die meisten Winzer, die qualitativ hochwertige Rotwein erzeugen, haben den ein oder anderen Barriquewein im Angebot. Die Experimentierphase ist längst vorbei, man hat aus Fehlern gelernt. Die wichtigste Erkenntnis: Schwache Rotweine werden mit Barrique nicht bessser, kräftige und hochwertige Rotweine werden mit Barrique veredelt.

w.simon@volksfreund.de

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