Weinblatt als Objekt der Raffgier

Dass die Welt verrückt ist, habe ich ja schon immer befürchtet. Aber dass die Weinwelt jetzt nachzieht, stimmt mich doch nachdenklich.

Mehrere Kilogramm Weinblätter haben Unbekannte vor einer Woche in Weinbergen im Traben-Trarbacher Stadtteil Wolf gestohlen. Das Gewicht eines einzelnen Blattes ist wahrscheinlich gar nicht messbar. Wie viele müssen die Täter da von den Stöcken gezupft, gerissen oder geschnitten haben, um solch ein Gewicht zusammenzubekommen? Ich dachte, so etwas sei ein Einzelfall. Weit gefehlt! Weinig später kam die Meldung, dass in der Pfalz 500 Weinblätter von den Rebstöcken gestohlen worden seien. Passanten hatten beobachtet, wie Weinblätter in großen Säcken vom Berg abtransportiert wurden. Der Winzer fand etwa 100 beschnittene Rebstöcke vor. Fein säuberlich seien die Blätter abgeschnitten worden, berichtete er. Möglicherweise würden die Weinblätter in der Gastronomie eingesetzt, heißt es vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Neustadt (Pfalz). Geht es den Gastronomen so schlecht, dass sie sich auf solchen Wegen ihre Grundprodukte beschaffen müssen oder ist das eine Art um den Reichtum noch zu mehren !? Dabei brauchen die Reben die Blätter dringend, zum Beispiel um die Sonnenenergie zu speichern und Hagelkörner abzuwehren. Ob es sich bei den Dieben um Leute handelt, die um den Arbeitsablauf im Weinberg wissen? Wenn ja, müsste ihnen bekannt sein, dass die Weinberge derzeit mit Pflanzenschutzmitteln gespritzt werden und die Blätter deshalb ungenießbar sind. Wer die Blätter zum Beispiel in der Küche einsetzt, gefährdet also auch andere Menschen. Vermutet wird auf jeden Fall, dass hinter dem Blätterklau professionelle Strukturen stecken. Meine Vermutung bestätigt sich. Die Welt ist voller Verrückter!

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