Kolumne Auslese Steil ist einzigartig

Kürzlich unterhielt ich mich mit einem Winzer, der bald seinen Betrieb an seinen Sohn übergeben wird. Was er mir sagte, machte mich nachdenklich, ja auch etwas betroffen. Man werde den Steillagenweinbau aufgeben und nur noch Weinberge in der Ebene bewirtschaften.

 Simon Winfried

Simon Winfried

Foto: TV/klaus kimmling

Das sei betriebswirtschaftlich sinnvoller.

Stimmt. Steillagenweinbau ist wesentlich teurer und der Mengenertrag geringer als in den Flachlagen. Und in den kaum mechanisierbaren Steilst- und Terrassenlagen ist der Weinbau Knochenarbeit. Insofern kann ich den Winzer gut verstehen.

Denken aber immer mehr Winzer so, wie der oben erwähnte, verliert die Mosel alles, was sie ausmacht: ihre Einzigartigkeit, ihre Kulturlandschaft und die besten Weißweine der Welt.

In der Ebene wachsen auch anständige Weine – weniger Riesling, dafür Rivaner und Burgundersorten. Solche anständigen Weine wachsen in der Pfalz und Rheinhessen um ein Vielfaches mehr. Austauschbare Weine.

Die Mosel hat wieder ein sehr gutes Image. Zu verdanken ist dies aber nur den Steillagenwinzern, die konsequent auf Qualität setzen. Die selbstvermarktenden Flachlagen-Winzer mit ihren Burgunder- und Dornfeldergewächsen profitieren davon. Und es profitiert die ganze Tourismusbranche an der Mosel von den Steillagenwinzern.

In der Ebene könnten, wie vor 50, 60 Jahren auch wieder Obstbäume wachsen. Das wäre für die Kulturlandschaft kein Nachteil. Fallen allerdings die Steillagen weg, ist die Mosel nicht mehr die Kulturlandschaft wie wir sie kennen.

Der Steillagenweinbau wird finanziell vom Staat gefördert. Das ist richtig und notwendig. Der Staat fördert aber noch vieles mehr in Weinbau und Kellerwirtschaft: Maschinen, Vinotheken, den Besuch von Verkaufsmessen und so weiter. Ob all diese Subventionen notwendig sind? Eine Umverteilung zugunsten des Steillagenweinbaus wäre sinnvoll.

mosel@volksfreund.de

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